TOKIO (dpa-AFX) - Der US-Verbündete Japan hat angesichts der wachsenden Spannungen im Nahen Osten alle Parteien zur Mäßigung aufgerufen. Er sei "zutiefst besorgt" über die derzeitige Lage, sagte Ministerpräsident Shinzo Abe am Montag. Wichtig seien nun diplomatische Bemühungen, sagte der Rechtskonservative, nachdem Japans wichtigster Sicherheitspartner USA den iranischen General Ghassem Soleimani bei einem Raketenangriff in Bagdad getötet hatte.

Japan pflegt seit langem gute Beziehungen zum Iran und bezieht 90 Prozent seines Öls aus dem Nahen Osten. Es will in Kürze - voraussichtlich im Februar - einen eigenen Zerstörer zu "Informationszwecken" in die Region schicken. 2019 waren wiederholt Tanker in der Region angegriffen worden.

Ein Großteil des von Japan importierten Erdöls passiert die Straße von Hormus, wo Schiffe jetzt von einer von den USA geführten Koalition zum Schutz begleitet werden. Die USA hatten auch Japan zur Beteiligung an dieser Koalition aufgerufen, während der Iran Tokio zum Verzicht drängte. Japan schickt zwar nun seine Marine in die Region, meidet dabei aber die Straße von Hormus. Kritiker befürchten jedoch, dass Japan durch Entsendung des Schiffes beim Ausbruch eines Krieges in den Konflikt gezogen werden könnte.

In Abkehr von der Sicherheitspolitik der Nachkriegszeit hatte die Regierung Abe 2015 mittels Neuinterpretation der pazifistischen Verfassung eine neue Militärdoktrin beschlossen, die Japan das Recht auf "kollektive Selbstverteidigung" gibt. Damit kann Japan in Konflikten an der Seite der USA und anderer Verbündeter kämpfen, selbst wenn es nicht direkt angegriffen wird. Japanische Soldaten beteiligten sich zwar schon bisher an internationalen Einsätzen, sie beschränkten sich dabei aber auf humanitäre und logistische Hilfe./ln/DP/fba