Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Kaum haben wir die Überreste der Silvesterknallerei weggeräumt, da beginnt schon das dritte Quartal: Die Sommerferien stehen bevor, die Tage werden wieder kürzer - und hoffentlich etwas kühler. Die Konjunktur allerdings läuft nicht gerade heiß, wie die in der vor uns liegenden Woche anstehenden Daten zeigen dürften: Aus Deutschland kommen Auftragseingang, Industrieumsatz und Produktion, aus dem Euroraum und aus den USA Arbeitsmarktdaten und aus Japan der Tankan-Bericht. Außerdem gibt es die Sitzungsprotokolle von US-Notenbank sowie Europäischer Zentralbank (EZB) und am Wochenende zwei Ereignisse, die die Stimmung im Land beeinflussen werden: Ein Fußballspiel gegen Dänemark und Parlamentswahlen in Frankreich.

Die deutsche Wirtschaft findet, um mal Fußballjargon zu verwenden, das Tor nicht. Zwar haben zuletzt einige Ökonomen ihre Wachstumsprognosen für dieses Jahr etwas angehoben, aber natürlich haben auch die noch eine Null vor dem Komma, und die bisher für April veröffentlichten Zahlen sahen nicht so toll aus. Ob die nun anstehenden Mai-Zahlen dem Spiel eine Wende geben können?


   Deutsche Produktion sinkt im Juni leicht 

Die Produktion im produzierenden Sektor Deutschlands dürfte im Mai leicht gesunken sein. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte prognostizieren, dass der Output in verarbeitendem Gewerbe, Bau- und Energiewirtschaft gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozent zurückgegangen ist, nachdem er auch schon im März und April rückläufig gewesen war. Das Mai-Ergebnis wird maßgeblich die Wachstumserwartungen für das zweite Quartal beeinflussen. Basierend auf der April-Zahl ist die Produktion auf Quartalssicht bisher nicht gestiegen. Das Statistische Bundesamt (Destatis) veröffentlicht die Daten am Freitag (8.00 Uhr). Beeinflusst werden die Erwartungen für die Produktion sicherlich noch von den am Vortag anstehenden Daten.


   Deutscher Auftragseingang steigt im Mai 

Der Auftragseingang der deutschen Industrie dürfte im Mai leicht gestiegen sein. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte erwarten, dass sie gegenüber dem Vormonat um 0,9 Prozent zugelegt haben, nachdem sie in den vier Monaten zuvor zurückgegangen waren. Angesichts dünner werdender Auftragspolster wäre das ein hoch willkommenes Signal für die Industrie. Destatis veröffentlicht die Daten am Donnerstag (8.00 Uhr). Zeitgleich kommen die zum Umsatz im verarbeitenden Gewerbe.


US-Arbeitsmarkt zeigt Anzeichen für leichte Abkühlung 

Am US-Arbeitsmarkt (Freitag, 14.30 Uhr) dürfte sich trotz hochsommerlicher Temperaturen eine leichte Abkühlung einstellen. Die Zahl der fortgesetzten Anträge auf Arbeitslosenunterstützung hat zuletzt den höchsten Stand seit November 2021 erreicht, was darauf hindeutet, dass arbeitslose Arbeitnehmer Schwierigkeiten haben, eine neue Stelle zu finden. Ökonomen erwarten nach dem Factset-Konsens für Juni ein Stellenwachstum von 212.000 (Vormonat: 272.000) und eine stabile Arbeitslosenquote von 4,0 Prozent. Für die Stundenlöhne wird ein Zuwachs um 0,3 (0,4) Prozent im Monats- und ein Plus von 3,9 (4,1) im Jahresvergleich vorhergesagt.

Trotz höherer Inflation und höherer Zinsen haben sich die Konsumausgaben in den USA dank des robusten Arbeitsmarktes bisher gut gehalten. Je stärker der Arbeitsmarkt bleibt, desto langsamer sinkt die Inflation und desto später wird die Fed mit Zinssenkungen reagieren. Die US-Notenbank hat ihren Leitzins in einer Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent gehalten und bei ihrer jüngsten Sitzung haben die Notenbanker die Zahl der für dieses Jahr erwarteten Zinssenkungen auf nur eine Senkung verringert, nachdem sie noch im März von drei Senkungen ausgegangen waren.

Das Protokoll der jüngsten FOMC-Sitzung wird am Mittwoch (20.00 Uhr) veröffentlicht. Einen Tag später (Donnerstag, 13.30 Uhr) kommt das Protokoll der Beratungen des Rats der Europäische Zentralbank (EZB) vom 6. Juni.


   EZB-Sitzungsprotokoll bringt Einblick in Diskussionen vor der Zinssenkung 

Zur Erinnerung: Am diesem Tag hatte der Rat die erste Zinssenkung seit 2019 beschlossen. Überrascht hatte das niemanden, schließlich hatte die EZB einen solchen Schritt schon wochen- wenn nicht monatelang im Voraus avisiert. So richtig wohl kann dabei aber zumindest den Falken in dem Gremium angesichts der zuvor veröffentlichten Lohn- und Inflationsdaten nicht gewesen sein, auch wenn nur einer von ihnen gegen die Senkung stimmte. Analysten werden versuchen, aus den Aussagen des Protokolls auf den weiteren Zinskurs der EZB zu schließen. Dabei werden sie sicher auch die aktuellste Inflationsentwicklung im Blick haben.


   Euroraum-Inflation geht im Juni etwas zurück 

Der Inflationsdruck im Euroraum dürfte im Juni etwas abgenommen haben. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte rechnen damit, dass die Verbraucherpreise mit einer Jahresrate von 2,5 (Mai: 2,6) Prozent gestiegen sind. Diese Prognose beruht maßgeblich auf der Annahme, dass der Anstieg der Nahrungsmittelpreise im Juni 2023 einen negativen Basiseffekt ausgelöst hat. Tendenziell dürften auch die Energiepreise inflationsdämpfend gewirkt haben. Von besonderem Interesse ist die Entwicklung der Dienstleistungspreise. Für die Kernteuerung wird ein Rückgang auf 2,8 (2,9) Prozent erwartet.

Eurostat veröffentlicht die Daten am Dienstag (11.00 Uhr). Beeinflusst werden die Erwartungen sicher noch von den deutschen Verbraucherpreiszahlen, die am Montag (14.00 Uhr) kommen. Es wird auch hier ein Inflationsrückgang erwartet, wie er sich in Frankreich und Spanien bereits gezeigt hat.

Weitere wichtige Termine der Woche sind der Tankan-Bericht der Bank of Japan (Montag, 1.50 Uhr), Euroraum-Arbeitslosenzahlen für Mai (Dienstag, 11 Uhr) sowie die beiden ISM-Indizes (Montag und Mittwoch, jeweils 16.00 Uhr).

Mitarbeit: Andreas Plecko

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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(END) Dow Jones Newswires

June 28, 2024 08:50 ET (12:50 GMT)