Kairo/Jerusalem (Reuters) - Israel hat am Donnerstag eine Schule im Gazastreifen angegriffen, in der sich nach israelischen Angaben eine Stellung der radikal-islamischen Hamas befand.

Dabei seien Kämpfer getötet worden, die bei den Angriffen auf Israel am 7. Oktober beteiligt gewesen seien. Etwa 20 bis 30 Kämpfer hätten sich in der Schule befunden, sagte Peter Lerner, Sprecher des israelischen Militärs. Viele dieser Kämpfer seien bei dem Angriff getötet worden. Von zivilen Opfer wisse man nichts. Der Hamas zufolge wurden mindestens 27 Menschen getötet, die Schutz gesucht hatten. Eine Sprecherin des Palästinenser-Hilfswerks der Vereinten Nationen (UNRWA) sagte Reuters, es habe 35 bis 45 Todesopfer gegeben, die genaue Zahl sei aber nicht bestätigt.

Der Pressesprecher der Hamas-Regierung wies die israelische Darstellung zurück, dass sich in der UN-Schule in Nuseirat im zentralen Gazastreifen ein Kommandoposten der Hamas befunden habe. "Die Besatzungsmacht belügt die Öffentlichkeit mit erfundenen Geschichten, um das brutale Verbrechen zu rechtfertigen, das sie an Dutzenden von Vertriebenen begangen hat", sagte Ismail Al-Thawabta der Nachrichtenagentur Reuters. Das israelische Militär erklärte, vor dem Angriff mit Kampfjets habe man Maßnahmen ergriffen, um die Auswirkungen auf Zivilisten zu verringern.

INSIDER - HAMAS-TRUPPEN SEIT BEGINN DES KRIEGES HALBIERT

In den acht Monaten seit Beginn des Krieges hat die Hamas nach Aussagen von Vertretern der USA und Israel rund die Hälfte ihrer Kämpfer verloren. US-Insider schätzen die Zahl der Hamas-Kämpfer auf nun etwa 9000 bis 12.000 nach 20.000 bis 25.000 vor dem Krieg. Das führe dazu, dass die Hamas inzwischen längere Gefechte mit den israelischen Streitkräften vermeide und stattdessen auf Überraschungsangriffe und Hinterhalte umschwenke, sagte ein US-Vertreter. Israel hat eigenen Angaben zufolge fast 300 Soldaten verloren.

Der Sprecher des israelischen Militärs, Lerner, sagte, man sei noch weit davon entfernt die Hamas zu vernichten. Israel passe sich der veränderten Taktik der Gruppe an. Aber man könne nicht jeden Hamas-Kämpfer ausschalten oder jeden Tunnel zerstören. Das sei kein realistisches Ziel. "Die Zerstörung der Hamas als Regierung ist ein erreichbares militärisches Ziel."

Derzeit wird über die Vereinbarung einer Feuerpause im Gaza-Krieg gesprochen. Israel will auch während der Verhandlungen die Kämpfe nicht einstellen. Ein von den USA unterstützter Vorschlag, den US-Präsident Joe Biden in der vergangenen Woche vorgestellt hatte, gilt gegenwärtig als bester Ansatz, um die seit fast acht Monaten anhaltenden Kämpfe zu beenden. Katar erklärte zuletzt, ihn der Hamas unterbreitet zu haben. Allerdings fordert Israel die völlige Zerschlagung der Organisation auf politischer und militärischer Ebene. Die Islamisten haben ihrerseits keinerlei Bereitschaft zur Aufgabe signalisiert und wollen ein Ende der israelischen Offensive. Einzig im November hatte es eine einwöchige Feuerpause gegeben.

(Bericht von Nidal al-Mughrabi and James Mackenzie, geschrieben von Myria Mildenberger; redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)