FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Euro hat am Mittwoch von Spekulationen über eine weniger lockere Geldpolitik im Euroraum profitiert. Der Dollar wurde dagegen durch handelspolitische Entscheidungen der US-Regierung belastet. Ein Euro kostete im Mittagshandel 1,2345 US-Dollar, nachdem er zuvor bis zu 1,2356 Dollar wert gewesen war. Das war der höchste Stand seit Dezember 2014. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Dienstag noch deutlich tiefer auf 1,2249 Dollar festgesetzt.

Analysten erklärten die jüngsten Kursgewinne des Euro zwar auch mit einer grundsätzlichen Stärke der Gemeinschaftswährung. Vor allem jedoch wurde auf den auf breiter Front schwachen US-Dollar verwiesen. "Trump trampelt auf Dollar herum", fasste Expertin Antje Praefcke von der Commerzbank die Marktentwicklung zusammen. Sie verweist auf den Beschluss der US-Regierung, importierte Waschmaschinen und Solarmodule mit hohen Strafzöllen zu belegen. Dies weckt Sorgen vor einem Handelskrieg. Um so mehr werden die Anleger eine für diesen Freitag angesetzte Rede von US-Präsident Donald Trump beim Weltwirtschaftsforum in Davos beachten.

Hinzu kamen am Mittwoch Äußerungen von US-Finanzminister Steve Mnuchin. Auf dem Schweizer Weltwirtschaftsforum sagte er: "Der schwächere Dollar ist gut für uns, insofern er den Außenhandel beeinflusst und Chancen eröffnet." Solche Äußerungen aus dem Munde eines amerikanischen Finanzministers sind unüblich, weil sie mit der Tradition brechen, wonach im Interesse der USA ein starker Dollar ist. In den USA sieht die klassische Trennung vor, dass die Notenbank sich zur Geldpolitik und das Finanzministerium zum Außenwert des Dollar äußert.

Einen zusätzlichen Schub erhält der Euro aktuell durch Spekulationen, wonach die EZB im Rahmen ihrer Zinssitzung an diesem Donnerstag Hinweise auf eine schnellere Abkehr von ihrer extrem lockeren Geldpolitik geben könnte. Allerdings wird dieses Szenario um so unwahrscheinlicher, je stärker der Euro aufwertet. Denn ein höherer Eurokurs verbilligt Einfuhren in den Währungsraum und steht so dem Ziel der EZB entgegen, die Inflationsrate anzuheben. Mit Spannung wird deshalb erwartet, inwieweit sich EZB-Chef Mario Draghi zur jüngsten Euro-Stärke äußern wird./bgf/jkr/jha/