Washington (Reuters) - Die US-Industrie hat ihre Talfahrt im Juni überraschend beschleunigt.

Der Einkaufsmanagerindex für den Wirtschaftszweig sank auf 48,5 Punkte von 48,7 Zählern im Mai, wie aus der am Montag veröffentlichten Firmenumfrage des Institute for Supply Management (ISM) hervorgeht. Von Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen mit einem Anstieg auf 49,1 gerechnet. Die Wachstumsschwelle liegt bei 50 Zählern. Der Industriesektor kämpft mit Gegenwind durch die maue Weltwirtschaft und die Hochzinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve.

Helaba-Experte Ralf Umlauf spricht von einer gedrückten Stimmung in der US-Industrie: "Der Einkaufsmanagerindex hat erneut enttäuscht und nicht nur die Konsensschätzung verfehlt, sondern auch das Vormonatsniveau." Damit einhergehend dürften nach Ansicht des Ökonomen die Sorge vor einer konjunkturellen Delle in der Industrie und die Zinssenkungserwartungen wieder größer werden: "Wieder scheint das Wohl und Wehe des US-Wachstums einzig am Dienstleistungsgewerbe zu hängen. Der entsprechende Stimmungsindex des Sektors steht am Mittwoch im Mittelpunkt des Interesses." Experten erwarten, dass auch dieses Barometer fallen, allerdings weiter Wachstum anzeigen wird.

BAUAUSGABEN SINKEN ÜBERRASCHEND

Negative Nachrichten kamen unterdessen vom US-Bausektor. Die Bauausgaben sanken im Mai überraschend um 0,1 Prozent, wie das Handelsministerium mitteilte. Experten hatten hier mit plus 0,2 Prozent gerechnet, nach aufwärts revidiert 0,3 Prozent im April. Auch der Bau leidet unter der straffen geldpolitischen Linie der Zentralbank, da die Hypothekenzinsen gestiegen sind. Die Fed hält die Leitzinsen im Kampf gegen den starken Preisauftrieb in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Wegen der hartnäckigen Inflation rechnen viele Experten nicht vor September mit einer Senkung.

(Bericht von Lucia Mutikani, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)