BERLIN (AFP)--Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat ein entschlossenes Vorgehen gegen Messer-Gewalt gefordert. "Wir sollten über Messerverbote in öffentlichen Verkehrsmitteln - in Bus und Bahn - nachdenken", sagte Faeser den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Wer mit dem Flugzeug reist, darf ja auch kein Messer mitnehmen", fügte sie hinzu. Die Polizeigewerkschaft hält Messerverbote wegen personeller Unterbesetzung allerdings für nicht durchsetzbar.

Faeser wies darauf hin, dass Messer fast überall im Alltag verfügbar seien und Gewalttäter damit "Furchtbares anrichten" könnten. "Schon mit einem Küchenmesser kann man Menschen sehr schwer verletzen", sagte die Ministerin.

Ein wirksames Mittel könnten laut Faeser auch "Waffenverbotszonen an bestimmten Orten" sein, dann seien viel strengere Kontrollen möglich. "Wichtig sind mehr Sicherheitskräfte, gerade im Nahverkehr, und mehr Polizei auf bestimmten Plätzen", sagte Faeser und appellierte an die Länder, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) kritisierte mögliche Messerverbote als nicht durchsetzbar. "Uns fehlen 3.500 Kolleginnen und Kollegen für die Sicherheit an den Bahnhöfen und in den Zügen", sagte GdP-Vizechef Andreas Roßkopf der Rheinischen Post. Wer Messerverbote einführen wolle, "der muss das kontrollieren und überwachen können. Das kann die Bundespolizei momentan nur ansatzweise", monierte Roßkopf.

Unterstützung für ein umfassendes Verbot von Messern in Bussen und Bahnen bekam Faeser aus ihrer Fraktion. SPD-Bundestagsfraktionsvize Dirk Wiese (SPD) sagte der "Rheinischen Post": "Mir erschließt sich nicht, warum jemand ein Messer dort bei sich führen müsste." Verstärkte Stichprobenkontrolle seien dafür "natürlich erforderlich und auch realisierbar", sagte der Innenpolitiker.

Laut Polizeilicher Kriminalstatistik (PKS) registrierten die Behörden 2022 deutschlandweit 8160 Messerangriffe. Das waren rund 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Als "Messerangriffe" zählt die Statistik Taten, bei denen der Angriff mit einem Messer unmittelbar angedroht oder ausgeführt wird.

Forderungen nach einer Herabsetzung der Strafmündigkeit wies Faeser indes zurück. "Kriminologen und Psychologen haben (...) aus gutem Grund empfohlen, die Strafmündigkeit bei 14 Jahren zu belassen", sagte sie den Funke-Zeitungen weiter. "Für Jüngere gilt das Jugendhilferecht, das Maßnahmen bis zur geschlossenen Unterbringung ermöglicht."

Der Kriminalstatistik zufolge stieg die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis 14 Jahre, die unter Tatverdacht geraten sind, im vergangenen Jahr um 39 Prozent an. Die Zahl der Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren unter Tatverdacht befindet sich aktuell auf einem Höchststand. Erst im März hatte ein Fall im nordrhein-westfälischen Freudenberg, bei dem eine Zwölfjährige von zwei nahezu gleichaltrigen Mädchen erstochen worden war, für Fassungslosigkeit gesorgt.

DJG/hab

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April 06, 2023 08:20 ET (12:20 GMT)