HAMBURG (dpa-AFX) - Der Weinhändler Hawesko rechnet nach den geringeren Wein-Ernten 2017 in Deutschland und Südeuropa mit steigenden Preisen. Die Winzer hätten ihre Preise um bis zu 20 Prozent erhöht, berichtete Hawesko-Vorstandschef Thorsten Hermelink am Donnerstag in Hamburg. Allerdings sei fraglich, ob dieser Umfang beim Verbraucher durchgesetzt werden könne. "Bekannte Produkte werden extrem preisaggressiv im Internet vermarktet, vor allem um Neukunden zu gewinnen", sagte Hermelink. Hawesko führt die Kette Jacques'Wein-Depot mit derzeit 306 Filialen.

Um sich dem Wettbewerbsdruck zu entziehen, habe Hawesko seine Lagerbestände aufgestockt sowie sich 2017er-Jahrgänge gesichert. "Außerdem weichen wir der Entwicklung durch Exklusiv-Abfüllungen für uns aus", sagte der Hawesko-Chef. Er sieht den Weinmarkt, in dem Fachhandel, Lebensmittelhändler, Discounter und Online-Anbieter konkurrieren, unter Existenzdruck.

Durch Exklusiv-Verträge mit Winzern, den direkten Zugang zu Gastronomie und Fachhandel sowie den Ausbau der Jacques'-Depots mit zehn Filialen jährlich sieht Hermelink Hawesko gut gerüstet. Die Gruppe fokussiert sich auf das gehobene Weinsegment. Hawesko ist neben dem Einzel- auch im Groß- und Versandhandel aktiv.

Den Standort Tornesch nahe Hamburg mit Verwaltung, zwei Lagern und mehr als 250 Mitarbeitern sieht der Firmenchef nach einer Umstrukturierung nicht in Gefahr. Zwar platze das Großhandelslager dort aus den Nähten, und ein neuer Standort hierfür werde in Süddeutschland näher an den Wein-Produzenten gesucht.

Möglich sei jedoch, dass von fünf anderen Lagern Kapazität nach Tornesch verlagert werde, erläuterte Hermelink. Den Umzug von 120 Mitarbeitern aus Tornesch (Kreis Pinneberg) nach Hamburg-Bahrenfeld begründete der Hawesko-Chef mit den Ansprüchen jüngerer Nachwuchskräfte: "Sie wollen das urbane Umfeld." Rund 950 Vollzeitstellen weist Hawesko im Geschäftsbericht aus.

Der Konzern steigerte den Umsatz 2017 um 5,5 Prozent auf 507 Millionen Euro. Davon entfallen knapp 100 Millionen Euro auf das Online-Geschäft, das 2017 um 15 Prozent zulegte. Hawesko sei im Gegensatz zum schrumpfenden Gesamtmarkt (minus 3 Prozent) gewachsen, hob der Hawesko-Chef hervor. Das operative Ergebnis (EBIT) stieg auf 30,4 Millionen Euro (2016: 29,6). Den Aktionären wurde für 2017 erneut eine Dividende von 1,30 Euro pro Aktie in Aussicht gestellt./akp/DP/men