"Diese Fusion, die eigentlich eine Übernahme von Linde ist, ist nur für die Aktionäre eine Erfolgsgeschichte. Die Zeche dafür zahlen die Linde-Beschäftigten", kritisierte IG-Metall-Bezirksleiter Johann Horn am Donnerstag. Anders als angekündigt sollten die mit 1,1 Milliarden Dollar veranschlagten Synergieeffekte aus der Fusion nun durch einen Personalabbau erreicht werden. Dieser solle bis 2021 umgesetzt werden. "Wir fordern das Unternehmen auf, vom zusätzlichen Stellenabbau Abstand zu nehmen", sagte Horn.

Linde hatte bereits vor dem Zusammenschluss mit dem US-Rivalen knapp 1000 Stellen gestrichen. Das Unternehmen war für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar. Als die Pläne am Mittwochabend durchgesickert waren, hatte sich ein Sprecher nicht äußern wollen.

Zum Jahresende gibt Linde die Unternehmenszentrale in der Münchner Innenstadt nach zehn Jahren auf. Die verbliebenen 215 Beschäftigten, die dort ihren Arbeitsplatz haben, müssen nach Pullach umziehen, wo Linde seinen größten Standort mit rund 3500 Beschäftigten unterhält. "Damit verliert Linde in München sein Gesicht", sagte Horn. Firmengründer Carl von Linde hatte im Vorort Pullach 1901 seine erste "Sauerstoffmaschine" in Betrieb genommen. Der Linde-Konzern war 2007 von Wiesbaden nach München umgezogen, das damals neu gebaute Gebäude ist nur gemietet. Die zentralen Funktionen wurden nach dem Zusammenschluss mit Praxair zwischen München und Danbury im US-Bundesstaat Connecticut aufgeteilt.

"Nach wie vor gräbt der kulturelle Unterschied zwischen den fusionierten Unternehmen Linde und Praxair tiefe Furchen", sagte der IG-Metall-Landeschef. "Die angekündigte Integration beider Unternehmen hat bisher nicht funktioniert."