HAMBURG (dpa-AFX) - Die Reederei Hapag-Lloyd nimmt die nächste Fusion ins Visier. Kurz nach der Übernahme der Containersparte der chilenischen Reederei CSAV führt die Gesellschaft nun Gespräche mit der arabischen Schifffahrtslinie United Arab Shipping Company (UASC), wie sie am Donnerstag in Hamburg mitteilte.

An der Börse kamen die Neuigkeiten gut an. Der Kurs der Hapag-Lloyd-Aktie legte schon nach ersten Medienberichten am Morgen kräftig an Wert zu und erreichte den höchsten Stand seit Mitte Januar. Nach der Bestätigung aus Hamburg lag sie am Nachmittag noch mit 10,15 Prozent im Plus bei 18,015 Euro und war damit Spitzenreiter im SDax .

"Bislang wurde noch keine bindende Vereinbarung zwischen den Unternehmen erzielt", schränkte Hapag-Lloyd ein. Es bestehe keine Gewissheit, dass die Gespräche zu einer abschließenden Vereinbarung führen. Sollte das Containergeschäft beider Unternehmen zusammengeführt werden, betrüge das Gewicht von Hapag-Lloyd in dieser neuen Verbindung 72 Prozent gegenüber 28 Prozent von UASC.

Im Erfolgsfall würde sich Hapag-Lloyd in der weltweiten Spitzengruppe der Reedereien behaupten und wieder den fünften Rang einnehmen. Durch Fusionen von Wettbewerbern waren die Hamburger trotz der CSAV-Übernahme auf den sechsten Platz zurückgefallen. UASC liegt auf Rang neun. Eine neue Reederei aus Hapag-Lloyd und UASC würde über rund 230 Schiffe mit einer Kapazität von 1,5 Millionen Standardcontainern (TEU) verfügen.

Die Schifffahrtsbranche steht nach acht Jahren Krise unter einem starkem Konsolidierungsdruck. In jüngster Zeit haben die chinesischen Schifffahrtsunternehmen Cosco und China Shipping fusioniert. Die französische Reederei CMA CGM übernahm die Konkurrentin APL aus Singapur.

Die beiden koreanischen Reedereien Hyundai Merchant Marine (HMM) und Hanjin sind in finanziellen Turbulenzen und könnten eventuell ebenfalls zusammengehen. Hintergrund sind Überkapazitäten auf dem Markt für Containertransporte und die anhaltend niedrigen Transportpreise auf wichtigen Hauptrouten, die bei den Reedereien auf die Erlöse drücken.

Für Hapag-Lloyd wäre auch das Orderbuch der Araber attraktiv. UASC hat 17 neue Schiffe in Auftrag gegeben, davon sechs mit 18 800 TEU und elf mit 15 000 TEU Tragfähigkeit. Damit hätte Hapag-Lloyd dann den Schritt in die Größenklasse der Containerriesen mit 19 000 TEU gemacht. Bislang zögerten die Hamburger, in dieser Klasse zu investieren, weil die wirtschaftlichen Vorteile immer größerer Containerschiffe bei mangelnder Auslastung wegfallen.

Bei einer erfolgreichen Fusion würden die arabischen Staatsfonds, denen UASC bislang gehört, zum größten Aktionär bei Hapag-Lloyd aufsteigen. Bislang gehört Hapag-Lloyd zu 31,4 Prozent CSAV, zu 20,6 Prozent der Stadt Hamburg und zu 20,2 Prozent dem Unternehmer Klaus-Michael Kühne.

Diese drei Eigner haben ihre Anteile gebündelt und treffen gemeinsame Entscheidungen. Weiterer Großaktionär ist der weltgrößte Reisekonzern Tui , der sich gern von seinen Anteilen trennen würde, mit 12,3 Prozent./egi/stw/stb

Unternehmen im Artikel: TUI AG, Hapag-Lloyd AG