Stattdessen sprach US-Präsident Donald Trump nach den jüngsten Verhandlungen in Washington von einem "sehr guten Wochenende für die Vereinigten Staaten und China". Angesichts der erzielten Fortschritte würden die für 1. März angedrohten Strafzölle von 25 Prozent auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar verschoben. "Unter der Annahme, dass beide Seiten zusätzliche Fortschritte erzielen, werden wir einen Gipfel für Präsident Xi und mich in Mar-a-Lago planen, um ein Abkommen zu schließen", twitterte Trump. In seinem Domizil in Florida - wo er sich schon einmal mit seinem Amtskollegen Xi Jinping getroffen hatte - könnte ein Abschlussvertrag unterzeichnet werden, erklärte Trump am Montag. Ein Deal könne rasch erfolgen - oder auch gar nicht, ergänzte er allerdings.

Die chinesische Seite sieht ebenfalls Fortschritte. Ein Abkommen rücke "näher und näher", betonte die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua in einem Kommentar. Zugleich warnte sie aber auch davor, dass die Verhandlungen in der Endphase nochmals komplizierter werden dürften. "Die Entstehung neuer Unsicherheit kann nicht ausgeschlossen werden", betonte Xinhua.

An den Börsen sorgte bereits die Aussicht auf einen Deal für Kauflaune. "Diese Neuigkeit sorgt definitiv für gute Stimmung am Markt", sagte Toru Ibayashi, Analyst bei UBS Securities in Japan. Der chinesische Bluechip-Index CSI300 und der Index der Börse in Shanghai legten jeweils mehr als fünf Prozent zu. In Frankfurt lag der Dax 0,6 Prozent fester.

FORTSCHRITTE IN WICHTIGEN FRAGEN ERREICHT

Es habe Fortschritte quer durch alle Bereiche gegeben, sagte eine mit den Gesprächen vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag. Beide Seiten hätten in Washington auch das heikle Thema der Umsetzung einer möglichen Vereinbarung diskutiert. Zudem sei es um Zölle und Rohstoffe gegangen. "Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass die USA in unseren Handelsgesprächen mit China erhebliche Fortschritte in wichtigen strukturellen Fragen wie dem Schutz des geistigen Eigentums, dem Technologietransfer, der Landwirtschaft, Dienstleistungen, der Währung und vielen anderen Fragen erzielt haben", twitterte Trump.

Bereits am Freitag hatte er erklärt, die Wahrscheinlichkeit einer Einigung sei größer als die eines Scheiterns. Chinas Chefverhandler, Vize-Ministerpräsident Liu He, hatte betont, dass sein Land große Anstrengungen für einen Deal unternehmen werde. US-Handelsminister Wilbur Ross twitterte, die Volksrepublik habe sich verpflichtet, weitere zehn Millionen Tonnen amerikanische Sojabohnen zu kaufen. Auch in Währungsfragen und bei Technologie-Transfers ist den Gastgebern zufolge eine Einigung gelungen.

Die Gespräche sollten eigentlich am Freitag enden, waren aber verlängert worden. Dem Insider zufolge war die Rückkehr der chinesischen Delegation in die Heimat für Montag geplant. Die beiden größten Wirtschaftsmächte der Welt haben sich in den vergangenen Monaten mit Zöllen und Gegenzöllen überzogen, was auch die globale Konjunktur belastet.

Auch in Deutschland wird interessiert auf die Handelsgespräche geschaut. Trump droht mit Strafzöllen auf Autos aus der EU, was vor allem die deutschen Hersteller treffen würde. Fahrzeuge sind seit 2010 der größte deutsche Exportschlager. Wichtigster Abnehmer sind die USA: 2018 summierten sich die Ausfuhren auf 27,2 Milliarden Euro. Wegen des Handelskonflikts, der langsamer wachsenden Weltwirtschaft und Risiken wie dem Brexit kühlte sich das Ifo-Geschäftsklima zuletzt sechs Monate in Folge ab und ist nunmehr so schlecht wie seit Dezember 2014 nicht mehr.