PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen sind am Dienstag kaum vom Fleck gekommen. Dem Stoxx Europe 600, in dem die 600 größten europäischen Unternehmen enthalten sind, gelang dennoch der Sprung auf ein Rekordhoch.

Frische Impulse kamen vor allem am Vormittag von der Konjunktur: Die Eurozone rutschte im Herbst und Winter zwar in die Rezession, doch fiel der Rückschlag nicht ganz so schlimm aus wie zunächst befürchtet. Gedämpft wurde die leicht positive Stimmung im späteren Verlauf mit dem Handelsstart in den USA, denn an der Wall Street ging es moderat abwärts.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 beendete den Tag mit minus 0,04 Prozent auf 4096,01 Punkte, hatte allerdings am Morgen zeitweise den höchsten Stand seit Anfang 2008 erreicht. Ähnlich der französische Cac 40: Er schloss zwar nur leicht im Plus mit 0,11 Prozent auf 6551,01 Zähler, war aber ebenfalls am Morgen auf den höchsten Stand seit September 2000 geklettert. Der britische FTSE 100 gewann 0,25 Prozent auf 7095,09 Punkte.

Die Investoren befinden sich weiterhin im Zwiespalt zwischen der Hoffnung auf eine weitere wirtschaftliche Erholung von der Corona-Krise und den damit verbundenen Sorgen bezüglich eines zu starken Preisdrucks, der die Zentralbanken mit einer strikteren Geldpolitik auf den Plan rufen könnte.

Aus Branchensicht hatten Aktien aus dem schwer von der Corona-Krise gebeutelten Reise- und Freizeitsektor mit einem Plus von 1,8 Prozent die Nase vorn. Unter den wenigen Verlierern gab der tags zuvor sehr gute gelaufene Autosektor seine Gewinne wieder ab und büßte 1,1 Prozent ein. Der wichtige chinesische Markt hatte im Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat nur leicht zugelegt.

Unter den Einzelwerten standen britische Aktien besonders im Fokus. Für die Anteilscheine von British American Tobacco ging es letztlich um 0,4 Prozent nach oben. Wegen einer steigenden Nachfrage nach alternativen Tabakprodukten hob der Konzern seinen Umsatzausblick an.

Die Papiere von Intermediate Capital legten nach der Vorlage von Zahlen um 5,9 Prozent zu. Der Fondsanbieter habe mit seinem Quartalsbericht die Markterwartungen durch die Bank übertroffen, lobten etwa die Analysten der Citigroup.

Mit einem Plus von fast 30 Prozent aber nahmen die Aktien von Thungela Resources die Spitze ein. Das Unternehmen wurden am 4. Juni nachbörslich von Anglo American abgespalten und wird nach dem 10. Juni nicht mehr in den britischen Indizes zu finden sein. Es besteht aus den südafrikanischen Export-Kraftwerkskohle-Aktivitäten des Bergbau-Konzerns und wird entsprechend in Johannesburg gelistet. Hintergrund der Abspaltung ist laut Analyst Sven Diermeier von Independent Research wohl die Verringerung der CO2-Emissionen von Anglo American. Die ergebnisseitige Bedeutung der abgespaltenen Aktivitäten seien vor allem in den letzten zwei Geschäftsjahren für den Gesamtkonzern nur sehr begrenzt gewesen./ck/he