PARIS/LONDON (awp international) - Die Unsicherheit vor dem Machtwechsel in den USA hat die Anleger an den europäischen Börsen auch am Donnerstag nicht los gelassen. Die Argumente von EZB-Präsident Mario Draghi für eine weiterhin lockere Geldpolitik in der Eurozone konnten dem EuroStoxx 50 zwar am Nachmittag kurzzeitig ins Plus verhelfen - zusätzlich unterstützt durch positiv ausgefallene Konjunkturdaten aus den USA.

Vor der am Freitag bevorstehenden Amtseinführung von Donald Trump verloren die Anleger dann aber wieder schnell den Mut. Es bleibe unsicher, ob dieser die hoch gesteckten Erwartungen tatsächlich erfüllen könne, hiess es. Am Ende ging der Leitindex der Eurozone um 0,11 Prozent tiefer bei 3290,33 Punkten aus dem Handel. Vor der US-Wahl bei etwa 3000 Punkten stehend, hat er seither fast 10 Prozent an Wert gewonnen.

Auch an den bedeutenden Länderbörsen waren die Vorzeichen rot: In Paris verlor der CAC-40 0,25 Prozent auf 4841,14 Punkte. In London knüpfte der FTSE 100 mit minus 0,54 Prozent auf 7208,44 Zähler an seine jüngste Abwärtstendenz nach der Grundsatzrede von Premierministerin Theresa May an.

Bei den Sektoren mussten Anleger die grössten Verluste bei Immobilienwerten verkraften. Obwohl anhaltend niedrige Zinsen, wie sie die EZB signalisierte, dort als vorteilhaft gelten, verlor er 1,62 Prozent. Börsianer führten dies darauf zurück, dass sich der Markt wegen einer angezogenen Inflation eher an den längerfristigen Aussichten orientiere. "Viele glauben weiter an eine Zinswende", sagte ein Händler und verwies darauf, dass dies im Gegenzug den Bankensektor stütze. Dieser gehörte mit 0,59 Prozent zu den Gewinnern.

Hoch in der Gunst der Anleger standen auch die Einzelhandelswerte mit plus 0,86 Prozent im Sektorindex. Er profitierte von guten Branchennachrichten der niederländischen Supermarktkette Ahold Delhaize . Der erst im Sommer fusionierte Handelskonzern hatte im vierten Quartal bei den Erlösen zugelegt. Mit einem Zugewinn von fast 6 Prozent waren die Papiere mit weitem Abstand der grösste Gewinner im Eurostoxx 50.

In der Triebwerkbranche wirbelte unterdessen ein Übernahmeangebot die Kurse auf. Der französische Luftfahrt- und Rüstungskonzerns Safran bietet knapp 10 Milliarden Euro für den Zulieferer Zodiac , dessen Papiere sich mit plus 23 Prozent auf 28,65 Euro dem Gebot von 29,47 Euro annäherten. Safran-Papiere dagegen kamen kräftig unter Druck. Am EuroStoxx-Ende büssten sie mehr als 5 Prozent ein./tih/he