FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt hat sich am Dienstag Erleichterung breit gemacht. Weil Chinas Wirtschaft 2015 nicht wie teilweise befürchtet eingebrochen war, zogen die chinesischen Festlandbörsen und damit auch die Kurse hierzulande deutlich an. Zusätzlichen Auftrieb gab Händlern zufolge die deutliche Stabilisierung bei den Ölpreisen.

Der Dax war zwischenzeitlich um rund 2,5 Prozent in die Höhe geschnellt und lag am Mittag noch mit 1,96 Prozent im Plus bei 9708,57 Punkten. Im noch jungen Jahr war er zuvor um fast 12 Prozent eingeknickt.

Der MDax der mittelgroßen Werte stieg um 2,06 Prozent auf 19 047,59 Punkte. Dank eines Kurssprungs bei den Aktien der Software AG zog der Technologiewerte-Index TecDax um 2,70 Prozent auf 1634,19 Punkte an. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 ging es um fast 2 Prozent nach oben.

CHINAS WACHSTUMSDATEN BERUHIGEN

Chinas Festlandbörsen reagierten mit deutlichen Gewinnen auf die jüngsten Konjunkturnachrichten. So war die Wirtschaft des riesigen Landes zwar im vergangenen Jahr mit 6,9 Prozent so langsam wie seit 25 Jahren nicht mehr gewachsen. Die Daten hätten aber die Ängste vor einer harten Landung der chinesischen Volkswirtschaft nicht bestätigt, ergänzte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Das Wachstum sei schwach, es sei aber nicht zusammengebrochen.

Außerdem hätten die Daten wieder die Hoffnung geweckt, dass die Regierung in den kommenden Monaten deutlich mehr Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur ergreift als bisher, schrieb Markus Huber vom Wertpapierhändler City of London Markets.

SOFTWARE SPRINGEN NACH ZAHLEN UND AUSBLICK AN

Hierzulande konnte sich kaum ein Wert dem Aufwärtssog am Aktienmarkt entziehen. Besonders deutlich nach oben ging es für die Papiere der Software AG , die an der TecDax-Spitze um mehr als 13 Prozent auf das höchste Niveau seit April 2013 sprangen.

Gute vorläufige Zahlen des Softwarekonzerns für das Gesamtjahr 2015 hätten über seinen sowie den Erwartungen des Marktes gelegen, schrieb Analyst Harald Schnitzer von der DZ Bank. Für Knut Woller, Analyst bei der Baader Bank, ist die wichtigste Überraschung die Wiederbelebung der Wachstumsstory dank der starken Entwicklung der Sparte DBP mit Integrationssoftware.

ZALANDO FAVORIT IM MDAX

Favorit im MDax waren die Papiere von Zalando mit einem Plus von fast 7 Prozent. Die vorläufigen Geschäftszahlen des Online-Modehändlers zum vierten Quartal seien nicht so schwach wie befürchtet ausgefallen, sagte ein Händler. Das Unternehmen habe es in einem schwierigen Umfeld geschafft, auf starkem Wachstumskurs zu bleiben und Marktanteile zu gewinnen, lobte Analyst Jürgen Kolb von Kepler Cheuvreux.

Im Dax schließlich legten alle Werte zu. Die Nase vorn hatten die gebeutelten Versorger. So schnellten Eon um 4,33 und RWE um 7,70 Prozent in die Höhe. Die Aktien beider Unternehmen waren im abgelaufenen Jahr wegen der Energiewende besonders stark unter Druck geratenen.

Bereits zu Wochenbeginn hatte sich die US-Bank JPMorgan positiv zu den Aussichten der Branche geäußert. Am Dienstag nun empfahl die französische Großbank Societe Generale die Anteilsscheine von Eon zum Kauf. Börsianer verwiesen als zusätzlichen Antrieb auf positiv aufgenommene Aussagen des Bundeswirtschaftsministers Sigmar Gabriel auf einer Tagung zur Energiewirtschaft. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sieht derweil keine Notwendigkeit für einen Plan zum schnellen Ausstieg aus der Kohleverstromung./la/ag

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---