Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt verbucht am "Super-Mittwoch" moderate Gewinne. Allerdings ist die Zurückhaltung an den Märkten fast mit Händen greifbar. Denn erstmals seit Juni 2020 fallen US-Inflationsdaten und eine Sitzung der US-Notenbank Fed auf den gleichen Tag. Vor diesem Doppelschlag an wichtigen Nachrichten liessen sich die Anleger nicht wirklich aus der Reserve locken, heisst es am Markt. "Monate von Makrorisiken sind in diesem Tag gebündelt", kommentiert ein Analyst. Das Ergebnis der Zinsentscheidung dürfte dann die Richtung der Aktienmärkte über den Sommer bestimmen.

Entsprechend gross ist auch das Enttäuschungspotenzial. Mit einer Zinssenkung des Fed rechnet derzeit quasi niemand, umso mehr Gewicht kommt den Aussagen von Präsident Jerome Powell zu. Denn sollten die bereits am Nachmittag anstehenden Inflationsdaten zu hoch ausfallen, könnten die Währungshüter gezwungen sein, ihre Prognosen zu überarbeiten und die ersehnte Zinswende noch weiter nach hinten zu schieben. "Die Optimisten hoffen auf Daten im Rahmen der Erwartungen, welche die bereits deutlich angespannten Nerven der Marktteilnehmer nicht noch mehr erschüttern", so ein Börsianer.

Der Leitindex SMI wagt sich gegen 10.50 Uhr mit Gewinnen von 0,32 Prozent auf 12'111,21 Punkte etwas weiter aus der Deckung und erobert damit die Marke von 12'100 Zählern zurück. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst, steigt um 0,25 Prozent auf 1966,3 Zähler und der breit gefasste SPI um 0,27 Prozent auf 16'074,56 Punkte. Im SLI überwiegen mit 21 Titeln die Gewinner gegenüber acht Verlierern. Richemont sind unverändert.

Angeführt wird das Kurstableau von Swatch (+1,5%), während die unveränderten Richemont eher auf den hinteren Rängen liegen. Die Schwergewichte Roche GS (+0,3%), Novartis und Nestlé (je +0,4%) notieren leicht im grünen Bereich.

Ebenfalls gefragt sind Swiss Re (+1,0%) nach einer Kurszielerhöhung durch Morgan Stanley. Einerseits sehen die Analysten den Rückversicherer als einen der grössten Nutzniesser der aktuellen Preisdynamik, andererseits stehe wohl eine aktive Hurrikan-Saison bevor.

Geberit (-0,2% auf 546,60 Fr.) gehören nach einer Studie der gleichen US-Bank hingegen zu den Verlierern. Mit einem auf 427 von 440 Franken gesenkten Kursziel bleiben die Experten bei "Underweight" und stören sich insbesondere an der hohen Bewertung des Sanitärtechnikkonzerns.

Deutliches Schlusslicht bilden derweil die Titel von Lonza (-2,8%). Neuigkeiten sind keine bekannt, Händler sehen einige US-Investoren auf dem Rückzug. Denn die Titel gehören mit einem Kursplus von rund 40 Prozent seit Jahresbeginn und rund 56 Prozent seit dem Tief im Oktober 2023 zu den Top-Performern im SMI und bieten sich damit für Gewinnmitnahmen an. Bereits seit Anfang April kommen die Kurse tendenziell zurück.

VAT (-0,2%) haben ihre frühen Gewinne wieder abgegeben. Zunächst hatten die Aktien von positiven Vorgaben der US-Techwerte, allen voran Apple und Oracle, profitiert. Derweil stabilisieren sich die Aktien des Logistikers Kühne+Nagel (+0,5%) nach den deutlichen Vortagesverlusten.

In der zweiten Reihe legen Siegfried (+1,9%) nach einem Zukauf in den USA zu. Zudem zeigt sich der Verwaltungsrat des Pharmazulieferers zuversichtlich, einen neuen CEO in der zweiten Jahreshälfte ankündigen zu können.

Die Aktien von Emmi (-0,6%) profitieren hingegen nicht unmittelbar von der Übernahme der Luzerner Kaffeerösterei Hochstrasser. Derweil macht Montana Aerospace (Aktie +0,7%) einen wichtigen Schritt zu einer reinen Aerostructures-Firma und verkauft den Geschäftsbereich E-Mobilität.

Die Aktien des Pennystocks Spexis (-19% auf 0,05 Fr.) haben nach einer gut 5-wöchigen Pause den Handel wieder aufgenommen. Einer Beschwerde von Spexis gegen die Einstellung des Handels wurde aufschiebende Wirkung erteilt.

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