Zürich (awp) - Kursverluste beim Schwergewicht Roche bremsen den Schweizer Aktienmarkt am Donnerstag aus. Der Pharmakonzern wird nach einem Forschungs-Misserfolg gemieden. Derweil ziehen die europäischen Börsen teilweise klar an und folgen damit den freundlichen Vorgaben aus Übersee. Inwieweit die gute Stimmung anhalte, müsse sich weisen. Da die US-Börsen wegen des Nationalfeiertages geschlossen bleiben, fällt ein wichtiger Impulsgeber weg. Laut Händlern sind es vor allem Zinssenkungshoffnungen, die die Märkte aktuell stützen.

Die Marktteilnehmer gehen bereits für September von einer Leitzinssenkung in den USA aus. "Obwohl das inmitten der heissen Wahlkampfphase in den USA liegt, bleibt der Wunsch weiterhin Vater des Gedanken", meint dazu ein Händler. In Grossbritannien wird bereits am heutigen Donnerstag ein neues Parlament gewählt, bevor dann am Sonntag die Stichwahl in Frankreich ansteht. Die Hoffnung sei, dass es nicht so schlimm komme, wie mancherorts im Moment befürchtet wird, sagt ein weiterer Händler. Dazwischen steht zum morgigen Wochenschluss in den USA noch der monatliche Jobreport auf der Agenda, der den weitern Pfad des Fed beeinflusst. Die US-Notenbank hat angesichts der hohen Zinsen immer auch den Arbeitsmarkt im Blick. 

Der Leitindex SMI zieht gegen 11.10 Uhr um 0,20 Prozent an auf 12'042,57 Punkte. Erneut bewegt er sich in einer engen Handelsspanne von etwas mehr als 50 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 0,36 Prozent auf 1958,15 und der breite SPI 0,25 Prozent auf 16'038,43 Zähler. Im SLI gewinnen 23 Titel hinzu und sieben geben nach.

Grösste Verlierer und Bremsklotz Nummer 1 für den Markt sind die Roche-Bons (-2,1%) nach dem jüngsten Forschungs-Misserfolg. Die Inhaber geben mit -2,7 Prozent noch etwas stärker nach. Mit dem neuartigen Wirkstoff Tiragolumab hat der Basler Konzern in einer Krebsstudie einen erneuten Rücksetzer erlitten. Analysten reagieren unterschiedlich auf die Nachricht. Während einige auf die ohnehin etwas durchwachsenen bisherigen Forschungsergebnisse mit dem Wirkstoff verweisen, zeigen sich andere klar enttäuscht.

Während Roche aus den Depots gekippt werden, geht es für andere Gesundheitswerte klar aufwärts. Das Gewinnerfeld führen mit Kursgewinnen von mehr als 2 Prozent Straumann an. Bei dem Dentalimplantate-Spezialisten erwarten die Analysten von Goldman Sachs laut aktuellem Kommentar ein solides zweites Quartal.

Sandoz, Alcon, Sonova und Novartis folgen mit Aufschlägen von bis zu 2 Prozent. Im Interview mit AWP sagt Sandoz-Chef Richard Saynor, bei einem anhaltend gutem Wachstum seien zum Ende der Dekade Umsätze jenseits der 12-Milliarden-Grenze durchaus denkbar.

Aufwärts geht es auch für Versicherer. Swiss Life (+1,3%), Zurich (+0,6) und auch Swiss Re (+0,5%) stehen für einmal auf den Kauflisten. In den vergangenen Tagen hatte vor allem der Rückversicherer Swiss Re unter den Sorgen vor einer "aktiven" und teuren Hurrikan-Saison gelitten. Hurrikan "Beryl" verursacht aktuell unüblich früh in der Saison grosse Schäden in der Karibik.

Konjunktursensible Titel wie SIG Group, Holcim oder auch Sika und Geberit arbeiten sich mit Avancen von bis zu 0,9 Prozent vor. Im Vorfeld der bald beginnenden Berichtssaison zum zweiten Quartal mehren sich nun die Analystenkommentare und Ausblicke.

Die grössten Ausschläge sind aber vor allem in den hinteren Reihen zu beobachten. DocMorris (+10%) sind nach Quartalszahlen des Konkurrenten Redcare gesucht. Der Stromzählerproduzent Landis+Gyr (+6,1%) wiederum hat mit Spectrum Entrepreneurial Ownership (SEO) einen neuen Grossaktionär erhalten. Kudelski (+6,3%) wiederum sichert sich einen Kredit über 150 Millionen und verschafft sich damit etwas Luft.

hr/ra