Zürich (awp) - An der Schweizer Börse geben die Kurse am Montag überwiegend nach. Die Marktteilnehmer liessen es zum Wochenstart eher vorsichtig angehen, sagt ein Händler. "Die anstehenden Grossereignisse in Form der US-Notenbanksitzung am Mittwoch und der Zinsentscheidung der Bank of Japan lassen keine Eile bei den Investmententscheidungen entstehen." Die Europawahl vom Sonntag sorgte derweil kurzzeitig für ein Schreckmomentum. "Insgesamt stellen potentielle politische Veränderungen immer ein Stressszenario für die betroffenen Finanzmärkte dar", so der Händler weiter. 

Die Europawahl haben einen klaren Rechtsruck in mehreren Ländern gezeigt. Dies bringe politische Unsicherheit zurück auf das Börsenparkett, heisst es. In Frankreich hat Staatschef Emmanuel Macron denn auch Neuwahlen ausgerufen. Der französische Cac-40 fällt unter den europäischen Indizes mit -1,7 Prozent am deutlichsten zurück. Ansonsten bleibt die Zinspolitik der Notenbanken das wichtigsten Thema. Denn nach Fed und BoJ in dieser Woche steht kommende Woche die SNB mit ihrer aktuellen Lagebeurteilung an.

Der Leitindex SMI verliert gegen 10.50 Uhr 0,76 Prozent auf 12'161,66 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst, fällt um 0,59 Prozent auf 1975,41 Zähler und der breit gefasste SPI um 0,69 Prozent auf 16'150,81 Punkte. Im SLI geben 23 Werte nach, fünf legen zu und Sika und Swisscom sind unverändert.

Neben dem französischen Leitindex steht auch der Devisenmarkt stärker im Zeichen der Europawahl. So notiert das Euro/Franken-Paar aktuell klar unter 97 Rappen auf einem Niveau, dass das Paar zuletzt Mitte März gesehen hat.

Auf Aktienseite schreiben die Experten des Brokers Oddo BHF, dass es gut möglich sei, dass defensive Titel nicht zuletzt wegen der Unsicherheiten in Europa generell und in Frankreich bis zur Wahl im Fokus stehen könnten. Dies ist auch der Grund, weswegen die Experten Nestlé, Novartis und Lonza etwa als Werte sehen, die man in dieser Gemengelage eher übergewichten sollte.

Dass Nestlé (-1,5%) über weite Strecken dennoch die rote Laterne unter den Blue Chips halten, liegt vor allem an einer Abstufung durch Morgan Stanley. Der Lebensmittelkonzern habe zuletzt wohl in verschiedenen wichtigen Produktkategorien Marktanteile verloren, schreiben die Analysten. Auch zeige sich bei der Tiernahrung, einem Wachstumstreiber der letzten Jahre, eine Abschwächung.

Dass auch Novartis und Roche-Bons (beide -0,8%) klar nachgeben, belastet den Gesamtmarkt. Dabei haben die beiden Pharmaschwergewichte zusammen mit Nestlé in der vergangenen Woche mindestens mit dem Markt zugelegt.

Generell tiefer notieren auch die Vertreter der Finanzbranche. So geben Swiss Re, Partners Group, Swiss Life und UBS allesamt mehr als 1 Prozent nach. Julius Bär (-0,7%) und Zurich (-0,6%) folgen. Auch europaweit zählen Finanzwerte zu den grössten Verlieren. In Paris etwa geben die Papiere der Société Generale, BNP Paribas und Crédit Agricole bis zu 5,5 Prozent nach.

Erneut schwach sind auch die Swatch Inhaber (-1,2% auf 186,65 Fr.). Auf diesem Niveau haben die die Titel letztmals vor 4 Jahren bewegt. Seit Jahresbeginn summieren sich die Abgaben mittlerweile auf annähernd ein Fünftel. Am Markt wird aktuell von Verleiderverkäufen gesprochen, nachdem vergangene Woche eine Kepler-Studie eine neue Verkaufswelle ausgelöst hatte. Es fehle schlicht jegliche Kaufbereitschaft seitens der Anlegerschaft, heisst es am Markt. Branchenkollege Richemont (-0,9%) geben ebenfalls nach.

Das überschaubare Gewinnerfeld wird unterdessen von Givaudan (+1,3%) angeführt, nachdem Barclays die Papiere auf "Equal Weight" hochgestuft hat. Vor allem die Duftstoff-Sparte entwickle sich besser als befürchtet, so der zuständige Analyst. Es bestünden keine Anzeichen für eine bevorstehende Abschwächung und auch sonst seien auf kurze Sicht keine Wolken auszumachen.

VAT (+0,6%) und Lonza (+0,3%) legen ebenfalls zu.

In den hinteren Reihen sind der Industriekonzern Sulzer (+1,3%) wegen neuer Mittelfristziele gesucht und Comet (+1,0%), nachdem die Deutsche Bank sie mit einer Kaufempfehlung neu covert.

Abwärts geht es dagegen für Meyer Burger (-6,3%) oder auch Gurit (-1,0%). Händler verweisen auf die Europawahl. Mit dem Erstarken der rechten Lager und den deutlichen Verlusten der Grünen steige auch in puncto Umweltpolitik die Unsicherheit.

hr/rw