Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag mit kräftiger Unterstützung der Schwergewichte Novartis, Nestlé und Roche fester geschlossen. Nachdem sich der Leitindex SMI in der ersten Handelshälfte über weite Strecken kaum vom Fleck bewegt hatte, rückte er am Nachmittag auf die Marke von 9'800 Punkten zu, die er Ende letzter Woche preisgeben musste. Nach drei Tagen mit Abgaben schloss der SMI den Handel mit "grünen Vorzeichen" ab.

Am Freitag hatte der Handelsstreit zwischen den USA und China eine neue Eskalationsstufe erreicht, nachdem China Vergeltungszölle auf US-Waren beschlossen und damit im Weissen Haus für Unmut gesorgt hatte. Zuletzt waren von US-Präsident Donald Trump wieder versöhnlichere Töne zu hören. Die Anleger fürchteten sich dennoch vor weiteren Provokationen im Zollstreit und wagten sich daher nur zaghaft aus der Deckung, hiess es. Gleichzeitig bleibt die Sorge vor einem wirtschaftlichen Abschwung gross.

Am Dienstag schloss der Swiss Market Index (SMI) 0,72 Prozent höher bei 9'786,08 Punkten. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) rückte um 0,48 Prozent auf 1'481,26 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,75 Prozent auf 11'917,73 Punkte vor. Im SLI lagen am Ende 19 Titel im Plus, zehn standen auf der Verliererseite und Swatch schlossen unverändert.

Treiber der Erholung am Schweizer Markt waren die Papiere von Novartis. Sie spielten im unsicheren Marktumfeld ihren defensiven Charakter aus und rückten ohne kursbewegende News um 2,1 Prozent vor. Auch die Genussscheine des Branchennachbars Roche (+0,6%) und des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé (+0,9%) wurden rege nachgefragt.

Nebst Novartis und Roche wurden im Gesundheitssektor auch Lonza (+0,9%) und Alcon (+1,9%) nach einem zunächst verhaltenen Beginn gesucht. Alcon hatte für eine Intraokularlinse im wichtigen US-Markt die Zulassung erhalten. Analysten hatten jedoch mit dieser Meldung in der zweiten Jahreshälfte 2019 gerechnet.

Wichtige Unternehmensnews, welche die Kurse bewegten, waren bei den Blue Chips am Berichtstag ansonsten Mangelware. Auf dem Vormarsch waren etwa AMS (+1,0%), die sich weiter vom jüngsten Taucher am vergangenen Freitag erholen. Und mit Swisscom (+1,0%) war eine weitere defensive Aktie gefragt.

Zu den Verlierern bei den Blue Chips zählten die Versicherer, besonders jene, welche im Schweizer Vorsorgegeschäft tätig sind. Denn am Dienstagnachmittag hatte die Eidgenössische Kommission für berufliche Vorsorge dem Bundesrat vorgeschlagen, den BVG-Mindestzinssatz im nächsten Jahr auf 1 Prozent zu belassen. In der Branche hatte man mit Blick auf die anhaltend tiefen Marktzinsen auf eine Senkung gehofft.

In der Folge fielen die Aktien des grössten Lebensversicherers der Schweiz, der Swiss Life, um 1,4 Prozent zurück. Dies nachdem die Titel in den Stunden vor Bekanntwerden der Nachricht noch zugelegt hatten. Die nur beschränkt im Vorsorgegeschäft aktive Zurich gab an der Börse um 0,3 Prozent nach und im breiter gefassten Geschäft verloren Bâloise 0,7 Prozent und Helvetia 0,4 Prozent.

Stärker unter Druck standen am breiten Markt Tamedia (-5,7%), nachdem der Medienkonzern für das erste Halbjahr enttäuschende Zahlen vorgelegt hatte. Feintool büssten nach einer Kurszielsenkung gar 8,6 Prozent ein.

Auf der Gegenseite rückten dank gut aufgenommener Zahlen die Papiere des Flughafens Zürich um 2,8 Prozent vor und jene von Vetropack gewannen gar 11 Prozent. Positive Analystenvoten zu den Ergebnissen des Glasverpackungsherstellers liessen nicht auf sich warten: Die ZKB stufte die Papiere auf "Übergewichten" hoch.

Eine Ankündigungen aus China zu einer geplanten Unterstützung des Automarkts liess die Kurse von wie Autoneum (+3,3%) oder Ems-Chemie (+1,9%) anziehen. Hochdorf fielen nach dem Absturz der letzten Tage mit einem Plus von 6,8 Prozent auf. Der Milchverarbeiter hatte für kriselnde Tochter Pharmalys einen neuen Chef ernannt.

mk/yr