Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Der unternehmerische Mittelstand startet trotz Herausforderungen wie hohen Energiekosten, Fachkräftemangel und Rohstoffknappheit nach einer Umfrage verhalten zuversichtlich in das neue Jahr. Laut der aktuellen Unternehmerumfrage des Mittelstandsverbandes BVMW ist "die Mehrheit der Mittelständler im Blick auf die eigene Geschäftslage zuversichtlich", wie der Verband mitteilte. Mehr als die Hälfte schätzten ihre eigene Geschäftslage als gut oder sehr gut ein, ein Drittel als befriedigend. Zudem rechneten zwei Drittel der Unternehmen damit, dass sich die Geschäftslage in diesem Jahr gleichbleibend oder günstiger entwickeln werde.

Der Optimismus zeige sich auch in der Investitions- und Personalplanung: Vier von zehn Mittelständlern planten ein ebenso hohes Investitionsvolumen wie im Vorjahr, mehr als ein Viertel sogar ein höheres. Laut der Erhebung, an der sich laut BVMW vom 15. bis 30. Dezember 2022 bundesweit rund 1.400 Unternehmerinnen und Unternehmer aller Branchen beteiligten, wollen 53 Prozent den Personalbestand halten und fast 40 Prozent die Zahl der Beschäftigten noch steigern - sofern sie geeignete Arbeitskräfte finden.

Deutlich pessimistisch seien die Unternehmerinnen und Unternehmer dagegen mit Blick auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Knapp 80 Prozent erwarteten in den kommenden zwölf Monaten eine Rezession. "Die Unternehmen haben ihre Resilienz ausgebaut und neue Lieferketten sowie Energiesparmaßnahmen implementiert. Jetzt muss auch die Politik mitziehen", sagte Verbandschef Markus Jerger. Das bedeute eine konsequente Entlastung des Mittelstands bei Steuern und Abgaben und keine neuen bürokratischen Lasten. "Die Bundesregierung muss 2023 zu einem Jahr des Mittelstands machen", forderte er.

Die Umfrage mache deutlich, wo der Mittelstand akuten Handlungsbedarf der Bundesregierung sieht: in der Energiepolitik und bei der Lösung des Fachkräfteproblems. So hätten rund 80 Prozent der Unternehmen in den vergangenen zwölf Monaten teilweise drastisch gestiegene Energiekosten verkraften müssen. Mehr als 90 Prozent der Mittelständler hätten Schwierigkeiten, offene Positionen im Unternehmen zu besetzen. In diesem Zusammenhang plädierten 62 Prozent für ein flexibles Renteneintrittsalter auch über 67 Jahre hinaus. Eine erleichterte Anerkennung ausländischer Abschlüsse und Qualifikationen im Zuge der Verbesserung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes forderten gut 64 Prozent.

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January 05, 2023 07:47 ET (12:47 GMT)