--Britischer Leitzins steigt auf 4,50 Prozent

--BoE hält weitere Zinserhöhungen für möglich

--Notenbank erhöht Wachstumsprognosen

(NEU: Prognosen der BoE)

Von Paul Hannon und Andreas Plecko

LONDON (Dow Jones)--Die Bank of England (BoE) hat ihren Leitzins zum zwölften Mal in Folge erhöht und signalisiert, dass weitere Erhöhungen möglich sind, während sie weniger düstere Prognosen für die britische Wirtschaft veröffentlichte. Der Leitzins steigt um 25 Basispunkte auf 4,50 Prozent. Ökonomen und Börsianer hatten mit diesem Schritt gerechnet. Der Beschluss für die Erhöhung fiel mit einer Mehrheit von sieben zu zwei Stimmen. Die zwei Ratsmitglieder stimmen für konstante Zinsen.

Großbritannien weist mit über 10 Prozent die höchste Inflation in der Gruppe der sieben wichtigsten Industrieländer (G7) auf. Während sich die Briten über eine nationale Krise der Lebenshaltungskosten aufregen, streiken Krankenschwestern, Lokführer und Lehrer für höhere Löhne, was unterstreicht, wie schwer es für die BoE wird, die Inflation zu senken.

Die BoE hatte im Dezember 2021 mit der Straffung begonnen, einige Monate früher als die Fed. Mit 4,50 Prozent liegt der Leitzins höher als jener der EZB mit 3,75 Prozent, aber unter der Spanne der Fed von 5,00 bis 5,25 Prozent. Der Leitzins der BoE liegt jetzt auf dem höchsten Niveau seit Oktober 2008. Die BoE deutete in ihrem aktuellen Statement an, dass sie die Zinssätze erneut anheben könnte, wenn es Anzeichen dafür gibt, dass die Inflation länger hoch bleibt als sie jetzt erwartet.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagte im April voraus, dass Großbritannien in diesem Jahr die schlechteste Wirtschaftsleistung aller großen Volkswirtschaften und die höchste Inflationsrate aufweisen werde. Das liegt vor allem daran, dass das Land Erdgas importieren muss, dessen Preise seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im vergangenen Jahr in die Höhe geschnellt sind. Lebensmittelimporte und zusätzliche Außenhandelskosten infolge des Brexit treiben die Preise außerdem.


   Zinsgipfel bei 4,75 Prozent gesehen 

Für das Jahr 2023 rechnet die BoE nun mit einem Wachstum der britischen Wirtschaft von 0,3 Prozent, nachdem sie zuvor eine Schrumpfung von 0,5 Prozent prognostiziert hatte, und sie erwartet in keinem Quartal mehr einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts. Für das nächste Jahr geht die BoE nun davon aus, dass die Wirtschaft um 0,8 Prozent wachsen wird, nachdem sie zuvor eine Schrumpfung von 0,3 Prozent prognostiziert hatte.

Die Zentralbank erklärte, dass die Inflation im kommenden Jahr höher ausfallen wird als zuvor prognostiziert, da der Anstieg der Lebensmittelpreise wahrscheinlich länger dauern wird als erwartet. Sie ging jedoch davon aus, dass die Inflationsrate ab dem ersten Quartal 2025 unter 2 Prozent fallen wird, wenn sie ihren Leitzins in den kommenden Monaten auf einen Höchststand von 4,75 Prozent anheben würde, wie es die Anleger im Vorfeld der Sitzung erwartet hatten.

Dies deutet darauf hin, dass nach Ansicht der BoE ab diesem Niveau eine weitere Anhebung des Leitzinses möglicherweise nicht erforderlich ist. Die Notenbanker wiesen darauf hin, dass ein Großteil der Auswirkungen ihrer früheren Zinserhöhungen noch nicht spürbar sei, da viele Haushalte mit stark steigenden Zinskosten rechnen müssten, wenn ihre Festzinskredite in diesem und im nächsten Jahr auslaufen.

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/apo/cbr

(END) Dow Jones Newswires

May 11, 2023 07:46 ET (11:46 GMT)