--Zinsen bleiben auf 16-Jahreshoch

--Zwei Ratsmitglieder für Zinssenkung

--Zinssenkung im August möglich

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Von Paul Hannon

LONDON (Dow Jones)--Die Bank of England (BoE) hat ihren Leitzins auf einem 16-Jahreshoch belassen, deutete aber an, dass sie einer wachsenden Zahl ihrer europäischen Pendants folgen und die Zinsen in den kommenden Monaten senken könnte. Die britische Zentralbank beließ zum siebten Mal in Folge ihren Leitzins bei 5,25 Prozent und entsprach damit den Erwartungen von Börsianern und Ökonomen. Zwei der neun Ratsmitglieder stimmten jedoch für eine Senkung des Leitzinses auf 5,00 Prozent und wiederholten damit das Abstimmungsmuster von der vorherigen Ratssitzung.

Während die Federal Reserve angedeutet hat, dass sie ihren Leitzins wahrscheinlich nicht so bald senken wird, haben eine Reihe von Zentralbanken in Europa die Zinsen in diesem Jahr gesenkt. Die BoE hat sich davor gescheut, sich dieser Gruppe anzuschließen, obwohl die jährliche Inflationsrate im Mai auf ihr Ziel von 2,0 Prozent gesunken ist.

Ein Großteil des Rückgangs der Inflation in Großbritannien in den letzten Monaten ist auf die sinkenden Energie- und Lebensmittelpreise zurückzuführen. Die BoE befürchtet, dass sich dieser Rückgang nicht fortsetzen wird, da die rasch steigenden Preise für Dienstleistungen die Inflationsrate in der zweiten Jahreshälfte wieder über ihr Ziel hinausschieben werden, und dass dieser Aufschwung von Dauer sein könnte, wenn die Löhne weiterhin rasch steigen.

Die Zentralbank geht davon aus, dass die Inflation gegen Ende des nächsten Jahres wieder auf ihren Zielwert sinken und dort verbleiben wird, da sich der Lohnanstieg abkühlt, aber die Entscheidungsträger wollen mehr Beweise dafür sehen, bevor sie ihren Leitzins senken. Die nächste Sitzung findet im August statt, bei der auch neue Prognosen für Wachstum und Inflation veröffentlicht werden sollen. "Im Rahmen der Prognoserunde im August werden die Ratsmitglieder alle verfügbaren Informationen berücksichtigen und prüfen, wie sich diese auf die Einschätzung auswirken, dass die Risiken einer anhaltenden Inflation zurückgehen", erklärte die BoE.

Die Entscheidung der BoE, die Zinssätze unverändert zu lassen, kam im Vorfeld der Parlamentswahlen am 4. Juli und gab der regierenden konservativen Partei, die in Meinungsumfragen weit hinter der oppositionellen Labour-Partei liegt, wenig Auftrieb. Wie bei US-Präsident Joe Biden hat die nachlassende Inflation auch dem britischen Premierminister Rishi Sunak wenig Unterstützung gebracht. Die BoE erklärte, der Zeitpunkt der Wahl sei für ihre Entscheidung, die Zinssätze unverändert zu lassen, "nicht relevant".

Viele Ökonomen gehen davon aus, dass die BoE ihren Leitzins bei ihrer nächsten Sitzung senken wird, doch andere Experten meinen, dass die Notenbanker bis November warten werden, da die jüngsten Daten auf eine nur mäßige Verlangsamung der Löhne und Dienstleistungspreise hindeuten. Es ist daher unklar, ob die BoE den Leitzins vor der Fed senken wird. Die britische Wirtschaft befindet sich jedoch in einer schwächeren Verfassung als die US-Wirtschaft und benötigt eher Unterstützung durch niedrigere Zinsen.

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June 20, 2024 07:30 ET (11:30 GMT)