News | BertelsmannInvestments | Peking, 14.12.2018

In China wachsen in vielen Branchen Start-ups schnell zu großen, auch international wettbewerbsfähigen Unternehmen heran - ein ideales Umfeld für Kapitalgeber wie den 2008 gegründeten Investmentfonds Bertelsmann Asia Investments (BAI).

Das Investment-Team von Bertelsmann Asia Investments (von links): William Zhao, Annabelle Yu Long, Iris Cong, Patrick Hu (nicht mehr bei BAI), Christine Sun, Will Wang und Allen Li

Die Auswahl ist riesig - umso schwerer fällt die Entscheidung: Regelmäßig müssen die Kolleginnen und Kollegen von Bertelsmann Asia Investments (BAI) prüfen, welche chinesischen Start-ups mit finanziellen Mitteln, aber auch mit Expertenrat unterstützt werden sollen. Seit der Gründung 2008 hat BAI mit seinen Beteiligungen oft ins Schwarze getroffen, wie drei Beispiele von Investments zeigen, an denen der Bertelsmann-Fonds bis heute festhält.

Keep

Die Fitness-App Keep verbindet Gesundheitsvorsorge und E-Commerce miteinander - und bietet passende Produkte unter eigenem Namen an, die vielerorts beworben werden. Mit der Beteiligung an der App Keep setzt Bertelsmann Asia Investments in China bereits seit 2016 auf einen gesunden Trend: Fitness per Smartphone. Mehr als 1.000 verschiedene chinesische Trainings-Apps sind in den App-Stores von Google und Apple verfügbar. Sie zählen zurückgelegte Schritte oder Strecken oder veranschaulichen den Nutzern auf einfache Weise, etwa in Tutorials oder Video-clips, wie sie sich in nur wenige Minuten langen Trainingseinheiten körperlich fit halten können. Inhaltlich setzen sie dabei unterschiedliche Schwerpunkte - von Yogaübungen über Sport für einen gesunden Rücken bis hin zu Kreislauftrainings. Jede Zielgruppe wird bedacht, Senioren und Hobby-Marathonläufer ebenso wie schwangere Frauen und Tennisspieler. Und der Bedarf an solchen Apps wächst stetig. Nach Schätzungen des chinesischen Forschungsinstituts Sootoo Research in Peking gehen zwar rund 40 Prozent der Chinesen, die Sport betreiben, in ein Fitnessstudio. Doch knapp 30 Prozent aller Sportler bleiben aus verschiedenen Gründen - etwa wegen Verkehrsstaus und Smogs in der Stadt - lieber zu Hause, um sich dort, unterstützt von einer App, körperlich zu betätigen.

Doch trotz der großen Beliebtheit solcher Fitness-Apps hat diese besondere Spezies der Smartphone-Anwendungen ein Problem: Sie ähneln sich sehr in ihrem Leistungsumfang, was dazu beiträgt, dass die Nutzer sie nicht mehr auseinanderhalten können und ihrer auch schnell überdrüssig werden. Oft laden sie sich dann gleich die nächste App herunter, in der meist trügerischen Hoffnung, dort ein besseres Angebot zu bekommen. Das stellt die App-Betreiber vor große Herausforderungen. Sie erzielen ihren Gewinn nämlich vor allem über eine Art Mitgliedsgebühr und Werbung in den Apps. Sie sind also darauf angewiesen, die Nutzer möglichst lange zu binden. Wenn diese allerdings das Interesse verlieren, funktioniert das Geschäftsmodell der App nicht mehr.

Keep ist darum einen anderen Weg gegangen - und der führt Richtung Gesundheitsvorsorge und E-Commerce. Denn aufgrund von Nutzerdaten und eines ausgefeilten Algorithmus kann die im Februar 2015 gestartete und zunächst für viel beschäftigte Büroangestellte gedachte App leicht ermitteln, für welche Produkte sich Nutzer besonders interessieren, um sich fit und gesund zu halten. Dazu gehören Yogamatten ebenso wie diverse Arten von Sportgeräten und Bekleidungsstücke. Der Clou ist aber, dass Keep diese aktuell mehr als 50 verschiedenen Produkte im Preis von bis zu 50 Euro mit der eigenen Marke versieht und verkauft - so gibt es inzwischen beispielsweise die Modemarke 'Keepup'. Ein Erfolgsmodell: Die Keep-Yogamatte beispielsweise wurde bislang schon rund 130.000-mal geordert. Das gefällt auch Investoren wie BAI. Der Bertelsmann-Fonds hat sich bereits an vier Finanzierungsrunden für Keep beteiligt. Nach Ansicht der BAI-Experten hängt die Profitabilität einer App davon ab, wie viel Mehrwert sie den Nutzern bietet.

E-Commerce, vor allem ein so stark mit der eigenen Marke aufgeladener wie bei Keep, ist ein solcher Mehrwert. Keep-Nutzer fühlen sich durch die Marke zudem als Teil einer größeren Gemeinschaft - die Bindung an die App ist entsprechend groß. Darum rechnet BAI mit deutlich steigenden Nutzerzahlen für die Zukunft. Schon jetzt ist Keep mit inzwischen mehr als 140 Millionen registrierten Nutzern Chinas beliebteste Fitness-App. Und die Nutzergruppe ist attraktiv: Fast vier Fünftel sind jünger als 35 Jahre. Mit Keep Training ist zudem eine internationale Version in mehr als einem Dutzend Sprachen verfügbar, die inzwischen gut zwei Millionen Nutzer verzeichnet. Und jüngst eröffnete in Peking der erste 'Offline-Fitnessclub' von Keep. Entsprechend groß sind die Erwartungen von BAI, dass die Einnahmen der App weiter wachsen.

Bigo Live

Nach Facebook Live und Youtube Live ist Bigo Live die weltweit am drittmeisten genutzte Live-Streaming-App. In immer mehr Ländern der Welt entwickelt sich Bigo Live zu einer der beliebtesten mobilen Anwendungen ihrer Art: Nach Facebook Live und Youtube Live ist Bigo Live die weltweit am drittmeisten genutzte Live-Streaming-App. In vielen Ländern Südostasiens steht das ursprünglich in Singapur gegründete Start-up sogar auf Platz eins. Dabei basiert Bigo Live technisch auf der in China ebenfalls äußerst beliebten und seit 2012 börsennotierten Social-Media-Plattform YY mit inzwischen rund 130 Millionen Nutzern. YY wurde 2005 von David Li gegründet - und 2014 dann unter dem Namen Bigo Live ins Aus-land exportiert.

Auf der Plattform können Nutzer Videoaufnahmen von sich selbst live veröffentlichen - beim Computerspielen, Singen, Musizieren oder einfach nur Erzählen. Je mehr sich die Nutzer einbringen, indem sie anderen folgen oder selbst Videos veröffentlichen, desto mehr 'Erfahrungspunkte' bekommen sie. Mit zunehmender Punktezahl erreichen sie wiederum immer mehr Nutzer. Diese können den Streamern über ein internes Währungssystem mit realem Geld Geschenke kaufen ('Diamonds'), die sich wiederum in realer Währung auszahlen lassen. Ein System also, das die Nutzer zu hohem Engagement motiviert - und es funktioniert: Nach Südostasien ist Bigo Live dabei, Südasien, den arabischen Raum und viele weitere Länder wie Russland, die USA, Kanada und Brasilien zu erobern. Für die internationale Expansion hat das Unternehmen mehrere Finanzierungsrunden aufgelegt, an der zweiten war BAI beteiligt, und das in erheblichem Umfang: In kein anderes einzelnes Start-up hat BAI bislang so viel Geld investiert wie in Bigo Live. Die Entwicklung des Unternehmens schreitet indes flott voran: Weltweit hatten sich bis zum Februar dieses Jahres mehr als 200 Millionen Nutzer bei Bigo Live registriert, monatlich kommen knapp 37 Millionen hinzu. 2017 machte das Unternehmen einen Umsatz von gut 300 Millionen US-Dollar - und arbeitet längst profitabel.

Meili

Über die verschiedenen Onlineplattformen von Meili können sich Frauen in China über Mode austauschen - und auch gleich einkaufen. Im Bereich der Frauenmode ist die E-Commerce-Plattform Mogujie schon seit sieben Jahren tätig - und Bertelsmann ist über Bertelsmann Asia Investments von Anfang an dabei. Nachdem Qi 'Shark' Chen im Jahr 2011 in Hangzhou im Osten Chinas mit zunächst wenigen Mitarbeitern ein Start-up unter dem Namen Mogu Street beziehungsweise Mogujie ('jie' bedeutet 'Straße') gegründet hatte, hielt er nach Finanzinvestoren Ausschau. BAI gehörte zu den ersten Investoren, die von seinem Geschäftsmodell überzeugt waren und Geld investierten. Daran hat sich bis heute nichts geändert: Im Laufe der Zeit hat das stetig wachsende Unternehmen fünf Finanzierungsrunden durchlaufen, an denen sich BAI jedes Mal beteiligte. Bis zum Zusammenschluss der beiden Mode-E-Commerce-Plattformen Mogu Street und Meilishuo zu Meili Mitte des Jahres 2016 war der Bertelsmann-Investmentfonds der größte institutionelle Anteilseigner des Start-ups.

Das Geschäft von Mogujie war es zunächst, vor allem jungen Frauen die Möglichkeit zu geben, sich im Internet über Mode- und Beauty-Themen auszutauschen. Später machte sich das Unternehmen den rasch wachsenden E-Commerce-Markt zunutze und verband die sozialen Netzwerkfunktionen mit Einkaufsmöglichkeiten. Seitdem tauschen sich die Nutzerinnen per Foto, Video und Video-Streaming nicht nur über Kleidungsstücke, Schuhe, Taschen, Accessoires, Make-ups und vieles andere aus, sondern können die Produkte über vielfältige Verlinkungen gleich auch erwerben.

Inzwischen ist Meili, zu der verschiedene Plattformen wie Mogu Street und Meilishuo gehören, die führende Internet-Shopping-Community im Bereich Frauenmode in China, der viertgrößte chinesische E-Commerce-Marktplatz überhaupt und die viertgrößte Social Community des Landes. Zu Beginn dieses Jahres verkündeten Meili und der chinesische Mitbewerber JD die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens, das die Anbindung an die in China allgegenwärtige Onlineplattform Wechat vorantreiben und so die Zahl der Kunden weiter erhöhen soll.

Bertelsmann SE & Co KGaA veröffentlichte diesen Inhalt am 14 Dezember 2018 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 14 Dezember 2018 16:04:10 UTC.

Originaldokumenthttps://www.bertelsmann.de/news-und-media/nachrichten/zehn-jahre-bertelsmann-asia-investments.jsp?atn=6249&abp=6249,8182,

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