Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche IT- und Telekommunikationsbranche erwartet für dieses Jahr trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds ein stabiles Wachstum bei Umsatz und Beschäftigung. Besonders die Informationstechnik dürfte 2022 wie im Vorjahr überdurchschnittlich wachsen. Die Unterhaltungselektronik werde hingegen erneut ein Minus einfahren, erklärte der Digitalverband Bitkom in seiner neuen Jahresprognose. Insgesamt profitiere die Branche während der Corona-Pandemie von dem steigenden Bedarf an Digitalisierung.

Im deutschen Markt für IT, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik insgesamt sollten die Umsätze in diesem Jahr um 3,6 Prozent auf 184,9 Milliarden Euro steigen nach einem Zuwachs von 3,9 Prozent im Jahr 2021, prognostizierte Bitkom. Bis Ende des Jahres würden die Unternehmen in Deutschland voraussichtlich 39.000 zusätzliche Jobs schaffen, womit dann 1,25 Millionen Menschen in der Branche beschäftigt wären. Die Branche dürfte daher trotz der Herausforderungen von Corona-Pandemie, Lieferengpässen, Inflation und Fachkräftemangel weiter wachsen.

"Ob Klima, Pandemie oder Standortwettbewerb - Digitalisierung ist die Antwort und ein entscheidender Teil der Lösung der Krisen und Herausforderungen unserer Zeit. Wirtschaft, Staat und große Teile der Gesellschaft wollen die Digitalisierung beschleunigen und investieren in digitale Infrastrukturen, Geräte, Software und Services", sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. "Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung Schwung gegeben und das belebt den Markt."

Der Bitkom-Ifo-Digitalindex lag im Dezember 2021 bei 24,0 Punkten und notierte damit um 17 Punkte höher als das Geschäftsklima der Gesamtwirtschaft, erklärte Bitkom.


Cloud-Geschäft boomt 

Weit überdurchschnittliches Wachstum erwartet der Verband in diesem Jahr für den Markt für Informationstechnik, der damit seine Bedeutung als größtes Branchensegment weiter ausbauen dürfte. Die Umsätze überstiegen 2021 erstmals die Marke von 100 Milliarden Euro und werden nach Bitkom-Berechnungen dieses Jahr um 5,9 Prozent auf 108,6 Milliarden Euro zulegen. Am stärksten dürfte hier das Software-Segment, das besonders durch das Cloud-Geschäft angetrieben wird, mit einem Plus von 9 Prozent wachsen.

Bitkom erwartet, dass der Umsatz mit IT-Hardware in diesem Jahr um 5,7 Prozent zulegt. Das Geschäft mit IT-Services, wozu unter anderem die IT-Beratung gehört, werde stabil um 3,9 Prozent ansteigen. "Das Wachstum in der Informationstechnik spiegelt den Trend zu neuen Arbeitsplatzkonzepten wie Homeoffice und hybrides Arbeiten, die sich in der Pandemie durchgesetzt haben und auch darüber hinaus bestehen werden. Besonders hochwertige Technik steht weit oben auf der Einkaufsliste. Dabei verhindern Lieferengpässe eine noch bessere Bilanz", sagte Berg.

Für die Telekommunikation erwartet Bitkom in diesem Jahr lediglich ein Wachstum von 0,9 Prozent. Dabei dürfte das Geschäft mit Endgeräten, also insbesondere Smartphones, deutlich um 3,1 Prozent zurückgehen. Die Investitionen in die Telekommunikations-Infrastruktur würden in diesem Jahr wohl um 2,2 Prozent steigen.

Der Markt für Unterhaltungselektronik hingegen steht weiter unter Druck. Laut Bitkom-Prognose fallen die Umsätze 2022 erneut, nachdem 2020 Corona-Sondereffekte zu einem zwischenzeitlichen Anstieg geführt haben. Dieser kleinste ITK-Teilmarkt schrumpft voraussichtlich um 2,3 Prozent.


Deutschland schneidet im internationalen Vergleich schwach ab 

Im globalen Vergleich spielt der deutsche ITK-Markt laut Bitkom eine untergeordnete Rolle. Der Verband erwartet, dass Deutschlands Anteil an den weltweiten ITK-Ausgaben 2022 voraussichtlich bei 3,9 Prozent liegen werde.

Der globale Anteil gehe von Jahr zu Jahr zurück, weil die Investitionen und Ausgaben in anderen Ländern schneller wachsen, neben den USA (plus 4,7 Prozent) besonders im asiatischen Raum, wie Bitkom erklärte. Wachstumsspitzenreiter seien Indien (plus 9,1 Prozent) und China (plus 5,3 Prozent). Mehr als ein Drittel des ITK-Weltmarkts entfällt auf die USA (36,0 Prozent), mit deutlichem Abstand dahinter folgt China mit gut einem Neuntel (11,6 Prozent).

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January 11, 2022 04:00 ET (09:00 GMT)