Die aktuellen Entwicklungen rund um die Corona-Pandemie in kompakter Form:


Seehofer will Einreise aus Mutationsgebieten untersagen 

Die Bundesregierung plant nach Angaben von Innenminister Horst Seehofer (CSU), die Einreise aus Ländern mit einem starken Vorkommen der mutierten Coronavirus-Varianten zu untersagen. Betroffen davon wären vorerst Großbritannien, Portugal, Südafrika und Brasilien, sagte Seehofer in Berlin. Derzeit würden mit anderen Ministerien noch Ausnahmen für bestimmte Gruppen diskutiert. Dazu könnten nach Seehofers Meinung deutsche Staatsbürger und Menschen gehören, die im Güterverkehr arbeiten. Seehofer machte klar, dass Deutschland angesichts der Gefährdung der Bevölkerung mit den Beschränkungen nicht auf die EU warten werde.


Spahn befürwortet Bund-Länder-Gipfel zu Impfstoffen 

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) spricht sich ebenso wie eine Reihe von SPD-Politikern für einen Impfgipfel aus. "Vertrauen in dieser Krise erhalten wir nur, wenn Bund und Länder an einem Strang ziehen", schrieb Spahn im Kurzbotschaftendienst Twitter. Daher schlage er "eine extra Ministerpräsidentenkonferenz nur zum Impfen" vor. "Wir gehen bei der Knappheit des Impfstoffes noch durch mindestens zehn harte Wochen", erklärte der Minister. Die Herstellung der Vakzine sei "komplex" und lasse "sich nicht in vier Wochen mal eben aufbauen". Wenn das in wenigen Monaten gelinge, sei das schon sehr schnell. Er wolle wissen, "welche Kooperationen der Industrie untereinander es bereits gibt - und wo wir noch unterstützen können".


RKI meldet 17.553 Corona-Neuinfektionen 

In Deutschland sind binnen eines Tages mehr als 17.000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet worden. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, wurden weitere 17.553 (Vorwoche: 20.398) Ansteckungsfälle registriert. Die Gesamtzahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen in Deutschland seit Beginn der Pandemie stieg damit auf 2.178.828. Nach Angaben des RKI wurden zudem 941 (1.013) Todesfälle im Zusammenhang mit Coronavirus-Infektionen innerhalb von 24 Stunden gezählt. Die Gesamtzahl der verzeichneten Corona-Toten in Deutschland erhöhte sich damit auf 54.913.


RKI: Inzidenz in Deutschland erstmals seit drei Monaten unter 100 

Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz bei der Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland liegt erstmals seit drei Monaten wieder unter der Marke von 100. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) sank der Wert am Donnerstag auf 98. Zuletzt hatte die Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb dieses Zeitraums - am 29. Oktober unter 100 gelegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist ein wesentlicher Maßstab von Bund und Ländern für die Verhängung und Lockerung von Corona-Restriktionen. Ziel der Bundesregierung ist es, den Wert auf unter 50 zu drücken. Zuletzt unter 50 gelegen hatte der Wert am 20. Oktober. Der bisherige Höchstwert wurde mit 197,6 am 22. Dezember erreicht.


SPD-Fraktion sieht Spahn verantwortlich für Impfdesaster 

Die SPD-Fraktion im Bundestag sieht bei Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine Hauptschuld für den massiven Mangel an Impfstoffen. Während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft sei Spahn der Chef der EU-Gesundheitsminister gewesen, und da könne er sich nicht hinter Brüssel und den Entscheidungen der EU-Kommission verstecken, sagte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der SPD, Carsten Schneider, im ZDF-Morgenmagazin. Zuständig für die knauserige Impfbeschaffung seien EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Spahn gewesen. "Das ist ein Triumvirat", so Schneider. Schneider beklagte, die SPD-Fraktion sei nicht informiert worden, als Biontech der EU-Kommission im November noch 200 Millionen Impfdosen angeboten habe. "Wenn Sie mich gefragt hätten, ob wir dafür 3 oder 4 Milliarden ausgeben, hätte ich gesagt, natürlich", so der SPD-Parlamentsgeschäftsführer. Dies nicht zu tun, sei "ein schwerwiegender Fehler" gewesen.


EP-Vize Barley fordert Einsicht in Astrazeneca-Vertrag 

Die Vizepräsidentin des Europaparlaments, Katarina Barley (SPD), hat eine Offenlegung des Vertrags zwischen der EU-Kommission und dem Pharmahersteller Astrazeneca über die Impfstofflieferung gefordert. Er sei weder für die Öffentlichkeit noch für die europäischen Parlamentarier einsehbar, sagte Barley im Deutschlandfunk. "Das ist wirklich ein Problem." Es gebe offenbar eine Übereinkunft zwischen der EU und Astrazeneca, den Vertrag nicht zu veröffentlichen, und der Pharmahersteller wehre sich weiter dagegen. Barley zog Parallelen zu dem Vertrag mit dem Tübinger Pharmahersteller Curevac, wo die wichtigsten Passagen geschwärzt gewesen seien. Barley betonte aber auch, sie halte es nicht für sinnvoll, gegen Astrazeneca zu klagen: Es gehe gerade nicht um Geld, sondern um Impfdosen.


Heftige Ausschreitungen im Libanon bei Protesten gegen Corona-Auflagen 

Im Libanon ist es am dritten Abend in Folge bei Protesten gegen die Corona-Beschränkungen zu schweren Ausschreitungen gekommen. In der Hafenstadt Tripoli im Norden des Landes lieferten sich Demonstranten am Mittwoch Straßenschlachten mit der Polizei. Nach Angaben der libanesischen Nachrichtenagentur NNA wurden dabei 226 Menschen verletzt.


EU und Astrazeneca können Streit um Vakzin-Lieferung nicht ausräumen 

Die EU-Kommission und das Pharmaunternehmen Astrazeneca haben ihren Streit über die Lieferung von Corona-Impfstoff bei einem weiteren direkten Gespräch offenbar nicht beilegen können. Beide Seiten bezeichneten die Beratungen am Mittwochabend zwar als "konstruktiv". Doch beklagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides, dass es weiterhin einen "Mangel an Klarheit" über den Zeitplan für die Versorgung der EU mit dem Astrazeneca-Vakzin gebe.


Norwegen macht Grenzen wegen Mutanten weitgehend dicht 

Angesichts der weltweiten Ausbreitung ansteckenderer Varianten des Coronavirus schließt Norwegen die Grenzen des Landes für fast alle Ausländer. Ab Mitternacht in der Nacht zu Freitag werde Norwegen die striktesten Einreisebeschränkungen seit Mitte März einführen, sagte die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg auf einer Pressekonferenz. "Die Grenze wird praktisch für alle geschlossen sein, die nicht in Norwegen leben", sagte Solberg. Es werde nur wenige Ausnahmen geben, darunter für Mitarbeiter im Gesundheitswesen aus Schweden und Finnland.


Biontech möchte "mehr als 100%" der versprochenen Impfdosen liefern 

Der deutsche Impfstoffhersteller Biontech will der EU möglichst mehr von seinem Produkt liefern als eigentlich geplant. "Natürlich arbeiten wir daran, die Lieferverringerung bei den Ampullen auch wieder auszugleichen und im ersten Quartal sogar mehr als 100 Prozent der Dosen zu liefern", sagte Finanzvorstand Sierk Poetting der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten. Wegen Umbaumaßnahmen in einem belgischen Werk liefern Biontech und sein US-Partner Pfizer derzeit weniger Impfstoff an die EU als vorgesehen.


WHO: Britische Variante inzwischen in 70 Ländern verbreitet 

Die neuen Varianten des Coronavirus breiten sich in immer mehr Ländern aus: Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mitteilte, wurde die zunächst in Großbritannien registrierte Mutante inzwischen in 70 Ländern nachgewiesen. Das waren zehn Länder mehr als eine Woche zuvor. Auch für die zunächst in Südafrika nachgewiesene Mutante verzeichnete die WHO ein größeres Verbreitungsgebiet. Die Zahl der betroffenen Länder stieg innerhalb von einer Woche um acht auf 31. Für die zuerst in Brasilien aufgetauchte Mutante gab die WHO nun an, dass acht statt zuvor sechs Länder betroffen seien.


Portugal streicht alle Flugverbindungen mit Brasilien 

Die portugiesische Regierung hat angekündigt, dass ab Freitag alle Flugverbindungen mit Brasilien gestrichen werden. Zur Begründung wurden die Zunahme der Corona-Infektionen und die Entdeckung neuer Mutanten des Virus angeführt. Zwischen Brasilien und der ehemaligen Kolonialmacht Portugal gibt es traditionell enge Beziehungen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte unterdessen mit, dass die zunächst in Brasilien festgestellte Mutante inzwischen in acht Ländern nachgewiesen worden sei. In Brasilien wurden zuletzt täglich mehr als 1.000 Corona-Todesfälle registriert. Seit Pandemie-Beginn starben in dem Land mit 212 Millionen Einwohnern bereits mehr als 218.000 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus.

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January 28, 2021 04:58 ET (09:58 GMT)