Wien (Reuters) - In Österreich hat die Verbreitung der Omikron-Variante die Corona-Neuinfektionen auf den Rekordwert von knapp 30.000 Fällen schnellen lassen.

"Das ist eine zuerst erschreckend hohe Zahl", sagte Bundeskanzler Karl Nehammer am Mittwoch nach der Kabinettssitzung der konservativ-grünen Regierung. Die Zahlen würden aber im Rahmen der Erwartungen liegen. Zudem sei die Lage in den Krankenhäusern trotz des hohen Infektionsgeschehens weitgehend stabil. Dennoch will die Regierung als erstes Land in der EU eine allgemeine Impfpflicht für Erwachsene einführen.

Experten rechnen damit, dass sich das Infektionsgeschehen in den nächsten Wochen weiter erhöht. Einen neuen Lockdown will Nehammer unbedingt verhindern. Erst im November wurde das öffentliche Leben komplett herunter gefahren. Es war der vierte Lockdown seit dem Beginn der Pandemie. Allerdings sei die Omikron-Variante anders zu bewerten als die Delta-Variante, sagte Nehammer.

Das Impfpflicht-Gesetz soll am Donnerstag vom Parlament, dem Nationalrat, beschlossen werden. Der Beschluss gilt als reine Formsache, weil eine einfache Mehrheit der Regierungsparteien ÖVP und Grüne ausreicht. Ausgenommen von dem Gesetz sind Schwangere und Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können sowie Genesene für sechs Monate. Kontrollen soll es ab Mitte März geben. Impfverweigerern drohen dann Strafen zwischen 600 und bis zu 3600 Euro.

Das Gesetz polarisiert in dem Land mit knapp neun Millionen Einwohnern. Erst am Wochenende hatten erneut Zehntausende Menschen in der Wiener Innenstadt dagegen demonstriert. Nach Angabe des Sozialministeriums haben derzeit 6,4 Millionen Menschen (71,8 Prozent der Gesamtbevölkerung) ein gültiges Impfzertifikat.