Frankfurt (Reuters) - Die Aktionäre der Deutschen Bank können sich nach einer langen Durststrecke wieder freuen.

Das einst von Verlusten in Serie geplagte Geldhaus erzielte 2021 den zweiten Jahresgewinn in Folge und stellte erstmals seit drei Jahren eine Dividende in Aussicht. "Wir haben die Deutsche Bank nachhaltig zurück in die Gewinnzone und auf Wachstumskurs gebracht", sagte Konzernchef Christian Sewing am Donnerstag zur Vorlage der Jahresbilanz 2021. "Und wir haben uns fest vorgenommen, dass uns von diesem Kurs nichts mehr abbringt." Die Börsianer stimmten zu und kauften ein: Die im Dax notierte Aktie gewann zeitweise über sechs Prozent.

Deutschlands größtes Geldhaus fuhr trotz hoher Kosten für den laufenden Konzernumbau das beste Ergebnis seit zehn Jahren ein. Unter dem Strich - also nach Abzug von Zinszahlungen für Nachranganleihen - verdiente die Bank 1,94 Milliarden Euro nach 113 Millionen Euro vor Jahresfrist. "Unser Milliardengewinn ist auch deshalb so erfreulich, weil alle Geschäftsbereiche ihren Beitrag dazu geleistet haben", sagte Sewing. Die Fortschritte beim Konzernumbau seien eine gute Basis, um 2022 das Renditeziel von acht Prozent zu erreichen. "Und der Auftakt ins erste Quartal verstärkt meine Zuversicht", sagte Sewing. Die ersten Wochen seien sehr gut gelaufen.

Aus Sicht der Analysten der US-Bank JP Morgan waren die Zahlen der Deutschen Bank zwar uneinheitlich. Die Bank bewege sich aber in die richtige Richtung. JP Morgan stuft die Deutsche-Bank-Aktie mit "Übergewichten" ein.

AKTIONÄRE SOLLEN STÄRKER PROFITIEREN

Die Aktionäre sollen wieder etwas vom Kuchen abbekommen: Erstmals seit 2018 erhalten sie wieder eine Dividende. Sewing stellte ihnen 20 Cent je Aktie für 2021 in Aussicht. Vor drei Jahren waren es elf Cent gewesen. Die Bank will zudem im ersten Halbjahr 2022 eigene Aktien für 300 Millionen Euro zurückkaufen. "Wir sind fest entschlossen, die Ausschüttung an unsere Eigentümer in den kommenden Jahren Stück für Stück zu steigern", sagte Sewing.

Der 51-jährige Bankenchef hatte im Sommer 2019 eine umfassende Neuaufstellung des Instituts eingeleitet. Ganze Abteilungen wurden geschlossen, riskante Teile des Investmentbankings abgestoßen und harte Sparschritte eingeleitet. Weltweit sollen rund 18.000 Arbeitsplätze wegfallen. Beim Abbau von Altbeständen sei man schneller vorangekommen als erwartet, sagte Sewing. Die umbaubedingten Kosten lagen 2021 bei 1,5 Milliarden Euro, ein Plus von 21 Prozent zum Vorjahr. "Die erwarteten Kosten der Transformation haben wir nun fast vollständig hinter uns gelassen - 97 Prozent der geplanten Belastungen haben wir verdaut," so Sewing.

INVESTMENTBANKGESCHÄFT LEGT ZU

Die Konzernerträge stiegen im vergangenen Jahr um sechs Prozent auf 25,4 Milliarden Euro. Das Investmentbanking war wie bei anderen Instituten erneut eine zentrale Ertragsstütze. Dabei profitierte die Deutsche Bank im Emissions- und Beratungsgeschäft vom weltweiten Fusions- und Übernahmefieber sowie von einem günstigen Börsenumfeld. Insgesamt nahmen in der Investmentbank die Einnahmen 2021 um vier Prozent zu. Die Personalkosten in der Sparte kletterten im vierten Quartal allerdings um 30 Prozent. In dem Geschäftsfeld ist wieder ein starker Wettbewerb um Talente und Dealmaker entbrannt, was sich auch in den Zahlen der US-Rivalen niederschlug und für steigende Boni sorgen dürfte.

Im Privatkundengeschäft baute der Finanzkonzern seine Erträge leicht aus. Das Wachstum habe die Belastungen durch das anhaltend tiefe Zinsumfeld mehr als ausgleichen können. Die Bank musste zudem Kosten in Folge eines Gerichtsurteils verkraften. Der Bundesgerichtshof hatte Ende April die Praxis gekippt, dass Geldhäuser ihre Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGBs) ändern können, wenn der Kunde nicht innerhalb von zwei Monaten dem ausdrücklich widerspricht. In der Unternehmensbank blieben die Erträge stabil, wogegen sie in der Vermögensverwaltung im vergangenen Jahr um 21 Prozent nach oben schnellten. Die Fonds-Tochter DWS fuhr im vergangenen Jahr dank des Börsenbooms einen Rekordgewinn von über einer Milliarde Euro vor Steuern ein.

INVESTORENTAG IM BLICKPUNKT

Für Unterstützung sorgte im vergangenen Jahr auch, dass die Corona-Pandemie die Geschäfte weniger stark beeinträchtigte als befürchtet worden war. Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft schrumpfte 2021 um 71 Prozent auf 515 Millionen Euro. Die harte Kernkapitalquote (CET1) der Bank lag zum Jahresende 2021 bei 13,2 Prozent nach 13,6 Prozent vor Jahresfrist.

Das nächste wichtige Datum dürfte für die Bank der 10. März sein. Dann will das Institut Investoren informieren, wie es nach 2022 weiter gehen soll. Geplant sei eine Evolution der bestehenden Strategie, sagte Sewing. "Wir fühlen uns mit den vier Geschäftsfeldern absolut wohl." Fusionen und Übernahmen seien nicht in seinem Kopf für 2022. Sollte es aber einzelne Gelegenheiten geben, etwa im Asset Management, werde die Bank nicht blind daran vorbeilaufen. "Aber jetzt ist erst mal der Fokus auf uns selbst."