"Unsere neue Abbaueinheit (...) hat ihre Arbeit aufgenommen und veräußert bereits Aktiva, die nicht mehr zu unserer Ausrichtung passen", schrieb Vorstandschef Christian Sewing am Mittwoch in einem Brief an seine Mitarbeiter. Von den 288 Milliarden Euro an Bilanzpositionen, die ursprünglich in der Einheit landen sollten, seien bereits 38 Milliarden Euro abgebaut. Insider rechnen jedoch damit, dass das Institut Jahre brauchen wird, um durch den Verkauf oder - in vielen Fällen wahrscheinlicher - das Auslaufen dieser Wertpapiere dringend benötigtes Kapital freizuschaufeln.

Mit den in der "Bad Bank" lagernden Derivaten und anderen Titeln wie Anleihen oder Krediten verliere die Bank zwar nicht wirklich Geld, sie müsse wegen regulatorischer Vorschriften aber viel Eigenkapital vorhalten, das anderweitig besser eingesetzt werden könne, sagten die Insider. So hätte sie pro Jahr 500 Millionen Euro höhere Erträge erwirtschaften können, wenn sie das an die Titel gebundene Kapital anderweitig eingesetzt hätte. 

Kurzlaufende Derivate wolle das Geldhaus mithilfe einer Auktion verkaufen, sagten drei mit der Angelegenheit vertraute Personen zu Reuters. Dafür lägen bereits Interessensbekundungen vor. Der Verkauf langlaufender Zins- und Kreditderivate werde jedoch voraussichtlich deutlich schwieriger sein. In den vergangenen zwei Jahren habe die Bank darüber immer wieder mit potenziellen Käufern gesprochen, sich aber gegen einen Verkauf entschieden, da dabei Hunderte Millionen Euro an Verlust entstanden wären. Es sei unwahrscheinlich, dass die Bank den gesamten Bestand veräußern könne, ohne dass hohe Abschreibungen fällig würden - Abschreibungen, die eine weitere Kapitalerhöhung erforderlich machen könnten, sagten die Insider.

Deutsche-Bank-Treasurer Dixit Joshi sagte Reuters, die Bank sei zuversichtlich, den Umbau mit den existierenden Ressourcen zu stemmen. Überhastete Abverkäufe seien angesichts der Qualität der Papiere nicht notwendig. Portfoliomanager Ali Miremadi vom Vermögensverwalter GAM, der an der Deutschen Bank beteiligt ist, zeigte sich skeptisch. "Am Ende wird der Bank nichts anderes übrig bleiben, als da zu sitzen und zu warten, bis die Papiere auslaufen."

Die Deutsche Bank hat eine weitere Kapitalerhöhung bislang ausgeschlossen. Überhaupt ist fraglich, ob Investoren bereit wären, dem Institut erneut frisches Geld zu geben. Seit 2010 hat das Institut bei vier Kapitalerhöhungen mehr als 29 Milliarden Euro eingesammelt. Für die Investoren hat sich das nicht gelohnt: An der Börse ist die Bank aktuell weniger als 15 Milliarden Euro wert.

Eine interne "Bad Bank" ist für die Deutsche Bank kein Novum. Vor einigen Jahren hatte das Institut schon einmal eine solche Abbau-Einheit eingerichtet, um problematische oder nicht mehr gewünschte Wertpapiere vom Kerngeschäft zu trennen, möglichst wertschonend abzubauen und den Investoren mehr Transparenz zu bieten. Damals hatte die interne "Bad Bank" ein Anfangsvolumen von 128 Milliarden Euro. Ende 2016 wurde sie nach knapp vier Jahren geschlossen.