Deutsche Einzelhandelsumsätze trüben Ausblick trotz überraschendem Anstieg im November

Die deutschen Einzelhandelsumsätze stiegen im November unerwartet stark an, wie Daten vom Dienstag zeigen. Damit erreichten sie ein neues Rekordjahreshoch, obwohl die erneuten COVID-19-Restriktionen die konsumgetriebene Erholung in Europas größter Volkswirtschaft bremsten.

Das Statistische Bundesamt teilte mit, dass die Einzelhandelsumsätze im Vergleich zum Vormonat real um 0,6% gestiegen sind. Damit wurde die Reuters-Prognose eines Rückgangs von 0,5% übertroffen.

Im Jahr 2021 stiegen die Einzelhandelsumsätze real um 0,9 % und nominal um 3,1 % und erreichten damit ein Rekordhoch, obwohl der Besuch von Geschäften, die nicht unbedingt notwendig sind, eingeschränkt wurde.

"Aufgrund der erneuten Einschränkungen durch das Coronavirus wird die Lage vorerst angespannt bleiben", sagte Alexander Krüger, Analyst bei der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe.

Da die Industrie nach wie vor mit Lieferengpässen bei Mikrochips und anderen Bauteilen zu kämpfen habe, werde es dem verarbeitenden Gewerbe schwer fallen, die durch den schwächeren Konsum entstandene Produktionslücke zu schließen, fügte er hinzu.

Das Marktforschungsinstitut GfK sagte letzten Monat, dass sich die Verbrauchermoral weiter verschlechtern werde, da die Pandemie und der Anstieg der Omicron-Variante die Wirtschaft an den Rand einer Rezession drängen.

Das Ifo-Institut geht davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in den letzten drei Monaten des Jahres 2021 um 0,5% gegenüber dem Vorquartal schrumpfen und in den ersten drei Monaten des Jahres 2022 stagnieren wird. Dies würde Deutschland in die Nähe einer technischen Rezession bringen, die als zwei aufeinanderfolgende Quartale der Schrumpfung definiert ist.

Hohe Infektionsraten während der vierten Coronavirus-Welle in Deutschland, ausgelöst durch die Delta-Variante, hatten bereits im Dezember zu Einschränkungen für Einzelhändler und Dienstleister geführt.

Deutschland verbot ungeimpften Personen den Zutritt zu nicht lebensnotwendigen Einrichtungen. Die so genannte 2G-Regel, die den Zutritt nur für geimpfte oder genesene Personen erlaubt, hat das Weihnachtsgeschäft beeinträchtigt.

Die rasche Ausbreitung der Omicron-Variante trübt nun auch die Aussichten für den Einzelhandel zu Beginn des Jahres 2022.

Es wird erwartet, dass Bundeskanzler Olaf Scholz und die Ministerpräsidenten der Länder am Freitag auf einer Pandemie-Sitzung über weitere Maßnahmen und Einschränkungen beraten werden.