--Produktion steigt im Februar zum zweiten Mal in Folge

--Energieintensive Sektoren zeigen Erholung

--Volkswirte: Schwarze Null im ersten Quartal möglich

(NEU: Zusammenfassung mit Kommentaren von Bankvolkswirten)

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutsche Industrie scheint im ersten Quartal ihrer zyklischen Schwäche entkommen zu können. In den ersten beiden Monaten des ersten Quartals stieg die Produktion trotz schwacher Auftragseingänge deutlicher als erwartet, was auch an einer witterungsbedingt hohen Bauproduktion lag - aber nicht nur. Volkswirte wollen nicht ausschließen, dass die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal nicht erneut sinken wird.

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, erhöhte sie sich die Produktion gegenüber dem Vormonat um 2,1 und lag um 4,9 (Januar: 5,3) Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Der für Januar gemeldete monatliche Produktionsanstieg von 1,0 Prozent wurde auf 1,3 Prozent revidiert. Die Industrieproduktion im engeren Sinne nahm im Februar gegenüber dem Vormonat um 1,9 (plus 1,3) Prozent zu.

Die Produktion von Investitionsgütern stieg um 1,5 (minus 1,5) Prozent, die von Vorleistungsgütern um 2,5 (plus 4,3) Prozent und die von Konsumgütern um 1,9 (plus 3,4) Prozent. Die Energieerzeugung sank dagegen um 6,5 (minus 2,7) Prozent, während die Bauproduktion um 7,9 (plus 2,9) Prozent zunahm. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums waren Maßgebliche Produktionsausweitungen von chemischen Erzeugnissen (plus 4,6 Prozent), pharmazeutischen Erzeugnissen (plus 6,4 Prozent) und im Bereich Kfz/Kfz-Teile (plus 5,7 Prozent) zu verzeichnen. Dagegen wurde der Ausstoß im Maschinenbau etwas heruntergefahren (minus 1,0 Prozent). Auch die Produktion von elektrischen Ausrüstungen (minus 2,7 Prozent) und Druckerzeugnissen (minus 2,6 Prozent) wurde gedrosselt.


   VP Bank: Schwarze Null im ersten Quartal möglich 

Thomas Gitzel, der Chefvolkswirt der liechtensteinischen VP Bank, empfindet die Produktionsdaten als ein "durch und durch positives Zahlenwerk". "Der wachsende Ausstoß in der Chemieindustrie ist besonders erfreulich, denn dies legt bestes Zeugnis dafür ab, dass die niedrigeren Energiepreise nun positiv auf die energieintensive Branche abfärben", schrieb er in einem Kommentar. In den energieintensiven Industriezweigen sei die Produktion im Februar um 4,2 Prozent gestiegen und im Dreimonatsvergleich sei die Produktion in diesen Industriezweigen von Dezember 2023 bis Februar 2024 um 0,2 Prozent höher als in den drei Monaten zuvor gewesen. Je nach Entwicklung des privaten und Konsums und der Produktion im März hält Gitzel nun für das Wirtschaftswachstum im ersten Quartal eine "schwarze Null" für möglich.

Auch Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen ist verhalten optimistisch für die deutsche Volkswirtschaft. "Mit dem Produktions-Plus im Februar ist die Chance gestiegen, dass die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal nicht erneut schrumpfen wird", schrieb er. Allerdings sprächen die im Trend weiter rückläufigen Auftragseingänge gegen einen schnellen Aufschwung. "Vielmehr dürfte die Produktion in den kommenden Monaten allenfalls stagnieren."

Als nachhaltiger dürfte sich Solveen zufolge die positive Entwicklung in den energieintensiven Sektoren erweisen, deren Produktion im Februar den zweiten Monat in Folge zugelegt habe und damit offensichtlich ihren seit über zwei Jahren zu verzeichnenden Abwärtstrend beendet habe. "Zum einen scheint die Belastung durch die hohen Energiepreise nachzulassen, die zwar immer noch deutlich höher sind als vor der Krise, aber deutlich niedriger als am Hochpunkt im Herbst 2022", argumentiert der Ökonom. Zum anderen seien diese Sektoren in erster Linie dem Bereich der Vorleistungsgüter zuzuordnen, die als erste eine Wende zum Besseren spürten.


   ING: Industrie beendet zyklischen Abwärtstrend 

Nach Einschätzung von ING-Europa-Chefvolkswirt Carsten Brzeski hat die deutsche Industrie ihren zyklischen Abwärtstrend beendet. "Nach zwei Monaten harter Daten für das erste Quartal gibt es endlich einen Grund zu leichtem Optimismus, dass zumindest der zyklische Abschwung ein Ende gefunden hat", schrieb Brzeski. Tatsächlich sei die Industrieproduktion im Vergleich zum Vorquartal gestiegen, und insbesondere der Anstieg der Bautätigkeit sei ein ermutigendes Signal. "Während der private Verbrauch die Wirtschaft in den ersten Monaten des Jahres belastet hat, geben die heutigen Daten Anlass zur Hoffnung, dass die Wirtschaft die Stagnation bereits im ersten Quartal verlassen haben könnte", urteilte der Ökonom.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

DJG/hab/kla

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April 08, 2024 03:57 ET (07:57 GMT)