BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Wirtschaft appelliert angesichts des Fachkräftemangels an die Bundesregierung, die Einwanderung für qualifizierte Arbeitnehmer zu erleichtern und die Bildungspolitik zu verbessern. Die andauernde hohe Nachfrage nach Arbeitskräften in der Corona-Pandemie zeige, dass der Arbeitsmarkt robust sei, wie die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) erklärten.

"Um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auch in Zukunft zu erhalten, müssen wir jetzt die strukturellen Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt anpacken. Im Mittelpunkt steht hier die Bewältigung des Fachkräftemangels - einer der größten Bremsklötze für die deutsche Wirtschaft", sagte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger. Viele offene Stellen könnten nicht besetzt und Aufträge aufgrund von Personalmangel nicht angenommen werden.

Wichtig sei, dass inländische Potenziale aktiviert und mehr ausländische Fachkräfte für eine Karriere in Deutschland begeistert würden.

Die neue Bundesregierung müsse die Verwaltungsverfahren für eine "gezielte und qualifizierte Fachkräftezuwanderung" vereinfachen und beschleunigen. "Sonst droht, dass der Fachkräftemangel zur Vollbremsung für die Innovationen und die Zukunftsfähigkeit unseres Landes wird", warnte Dulger.


Maschinenbauer können offene Stellen nicht besetzen 

Wie VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann erklärte, sei die Nachfrage nach Arbeitskräften im Maschinen- und Anlagenbau trotz der weiterhin angespannten Corona-Lage unverändert hoch. Im Dezember 2021 habe die Zahl der gemeldeten Arbeitsstellen etwa doppelt so hoch gelegen wie zum Ende des vorangegangenen Jahres.

"Vor allem Fachkräfte sind gesucht. Im laufenden Jahr wird die Nachfrage sogar noch zunehmen", sagte Brodtmann. Laut einer VDMA-Umfrage von Anfang Dezember wollten 67 Prozent der Unternehmen im Jahr 2022 ihre Stammbelegschaft ausweiten. Allerdings rechneten laut einer früheren Umfrage mehr als 40 Prozent der befragten Unternehmen damit, dass künftig weniger qualifizierte und hochqualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen werden.

"Die Politik muss die Unternehmen daher unterstützen, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Eine effektive Einwanderungspolitik gehört ebenso dazu wie eine Bildungspolitik, die sich stärker auf technische Fähigkeiten fokussiert", sagte der VDMA-Hauptgeschäftsführer.

Zuvor hatten bereits die Familienunternehmen einen zunehmenden Fachkräftemangel beklagt. Nach einer Umfrage unter 1.033 Mitgliedern der Verbände Die Familienunternehmen und Die Jungen Unternehmer steht für 2022 der Fachkräftemangel ganz oben auf der Sorgen-Liste. Demnach gaben 67 Prozent an, dass ihnen der Mangel an qualifiziertem Personal Sorge bereite. Im Vorjahr waren es 39 Prozent. Mit 53 Prozent der Unternehmer geht gut die Hälfte der Befragten davon aus, dass sich der Fachkräftemangel noch vergrößern wird.

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January 04, 2022 08:11 ET (13:11 GMT)