Bern (awp/sda) - Erneute Ermittlungen im Fall Raiffeisen, Kritik vom Nachrichtendienst des Bundes an Selenskyj und die Forderung nach einer Wasserstoff-Infrastruktur: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:

"SonntagsZeitung":

Die Zürcher Staatsanwaltschaft hat im Fall um den ehemaligen Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz neue Ermittlungen aufgenommen. Es bestehe der Verdacht, dass sich Vincenz und sein Berater Beat Stocker heimlich Geld auszahlen liessen, wie die "SonntagsZeitung" schrieb. Und zwar vom heutigen Chef der Finanzprodukteanbieterin Leonteq, Lukas Ruflin, und deren Gründer Jan Schoch. Ruflin und Schoch verkauften im Rahmen einer Kapitalerhöhung 2014 der Raiffeisen-Gruppe Bezugsrechte. Die Staatsanwaltschaft betonte, dass alle Beteiligten auch entlastet werden können und die Unschuldsvermutung gelte. Ruflin, Schoch und Stocker wussten bisher nichts von den Ermittlungen und bestritten jegliche Schuld.

"NZZ am Sonntag":

Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) hat "autoritäre Züge" des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj kritisiert. Selenskyj versuche die politische Konkurrenz im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen von nächstem Jahr auszuschalten, hiess es in einem Bericht, woraus die "NZZ am Sonntag" zitierte. Namentlich wurde Kiews Bürgermeister Witali Klitschko als Konkurrenten genannt. Der NDB rechne damit, dass die westlichen Staaten diesbezüglich Druck auf Selenskyj ausüben werden, schrieb die Zeitung. Der Bericht entstand im Nachgang an de Putschversuch der Wagner-Söldner vor zwei Wochen.

"NZZ am Sonntag":

Die Kantone haben den Bundesrat zum Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur gedrängt. Es dürfe "nicht noch mehr wertvolle Zeit" verlorengehen, zitierte die "NZZ am Sonntag" die Energiedirektorenkonferenz (EnDK) aus einem Schreiben an die Regierung. Die EnDK fürchtet, dass die Schweiz abgehängt wird. Die Pläne der Europäischen Union (EU) sehen ein Transportnetz für Wasserstoff vor, dass die Schweiz umgeht. Es führe durch Italien, Österreich und Deutschland - obschon in der Schweiz eine Erdgasleitung verlaufe, die umfunktioniert werden könnte. Der Bundesrat soll nach Auffassung der EnDK das Thema zudem bei den Sondierungsgesprächen mit der EU aufnehmen.

"SonntagsZeitung":

Angestellte der Stadtverwaltung von Bern haben im Vergleich zu anderen Städten und dem Bund die besten Arbeitsbedingungen. Nur die Löhne beim Bund sind höher, wie eine Auswertung der "SonntagsZeitung". Die Zeitung untersuchte 33 Kantons- und Stadtverwaltungen sowie den Bund. Besonders kulant seien auch die Städte Zürich, Basel, Genf und Lausanne. In kantonalen Verwaltungen sehe es anders aus. Besonders in ländlichen Regionen erhielten Beamte weniger Extras und tiefere Löhne. Am tiefsten sei der Minimallohn im Kanton St. Gallen mit 33'294 Franken. In den Grossstädten lag der Minimallohn bei über 50'000 Franken, beim Bund waren es rund 65'000 Franken.

"SonntagsBlick":

Die FDP-Fraktion hat ein günstigeres Krankenversicherungsmodell als Alternative zur obligatorischen Grundversicherung gefordert. Heute würden Versicherte eine Pauschale bezahlen, auch wenn sie nicht alle Leistungen beziehen würden, sagte FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt (ZH) zum "SonntagsBlick". Die Motion reichte die Fraktion Mitte Juni ein. Der FDP-Fraktion schwebt eine individuelle Auswahl der Leistungen vor. Versicherte sollen zudem etwa einen langjährigen Vertrag mit den Krankenkassen abschliessen. Der Vorschlag widerspreche dem Solidaritätsprinzip im Gesundheitswesen, kritisierte Susanne Gedamke, Geschäftsführerin der Stiftung Patientenorganisation.

"NZZ am Sonntag":

Für viele Frauen mit Jahrgang 1961 bis 1969 lohnt sich dank Entschädigungen eine frühzeitige Pensionierung. Die Kompensationen können bis zu 60'000 Franken betragen, wie Vorsorgespezialist Andreas Zeller der "NZZ am Sonntag" vorrechnete. Das VZ Vermögenszentrum bestätigte die Aussage. Die Rechnung könne aber stark variieren, sagte ein Sprecher des VZ. Auch waren sich die Vorsorgespezialisten einig, dass Frauen oft Informationen zur Pensionierung fehlen. Vielen sei etwa nicht bewusst, dass das Rentenalter in Schritten von drei Monaten ansteigt und nicht auf einen Schlag 65 Jahre erreicht.

"SonntagsBlick":

Die Schweizer Parteien wollen eine absichtliche Täuschung der Öffentlichkeit durch Künstliche Intelligenz (KI) verhindern. Grünen-Präsident Balthasar Glättli (ZH) hat einen Vorschlag für eine entsprechende Vereinbarung den Parteien unterbreitet, wie "SonntagsBlick" schrieb. Ausser der SVP reagierten laut der Zeitung alle Parteien positiv darauf. Auch die FDP, die jüngst in Kritik war wegen eines KI-generierten Wahlplakats, stimmte dem Vorhaben zu. Für die SVP sei der Vorschlag nicht zielführend. Aus bisherigen Rückmeldungen entnahm Glättli, dass die Parteien einer Vereinbarung auch für die Zeit nach dem Wahlkampf 2023 zustimmten.

"Le Matin Dimanche":

Die Volksinitiative gegen Feuerwerk hat womöglich bis zum 1. August genügend Unterschriften beisammen. Das Initiativkomitee sammelte bereits 90'000 der 100'000 benötigten Unterschriften, wie "Le Matin Dimanche" schrieb. Die Initiantinnen und Initianten wollen den Verkauf und Verwendung von Feuerwerkskörper verbieten. Ausnahmen sollen, mit einer kantonalen Bewilligung, bei Veranstaltung von überregionaler Bedeutung gelten. Das Initiativkomitee hat bis am 3. November Zeit, die übrigen Unterschriften zu sammeln.

"SonntagsZeitung" / "SonntagsBlick":

Der Kampf um Forschungsgelder wird laut dem Schweizer Nobelpreisträger Kurth Wüthrich in den nächsten Jahren international zunehmen. Die Mittel würden überall knapp, etwa auch in China, sagte er im Interview mit der "SonntagsZeitung". Es sei eine Katastrophe, dass Schweizer Forschende langfristig vom Forschungsprogramm Horizon ausgeschlossen seien. Die Fördergelder der Europäischen Union gelten in der Wissenschaftswelt laut Wüthrich auch als Auszeichnung. "Wer einen solchen Grant erhält, steigt in eine neue Liga auf." Der Rektor der Universität Genf und ehemalige Präsident des Verbands Swissuniversities, Yves Flückiger, glaubt nicht, dass die Schweiz noch ins aktuelle Programm aufgenommen wird. "Wir sehen, dass sich der Wettbewerb verschärft", sagte er zu "SonntagsBlick".

"SonntagsBlick":

Schweizer Konzerne haben laut ukrainischen Aktivisten die Kriegskasse Russlands gut gefüllt. Schweizer Unternehmen sollen letztes Jahr mindestens 275 Millionen US-Dollar an den russischen Staat bezahlt haben, wie "SonntagsBlick" schrieb. Der Artikel basierte auf einer Untersuchung der proukrainischen Organisation B4Ukraine und der Kiew School of Economics. Hinsichtlich der Umsätze von internationalen Konzernen lag die Schweiz demnach auf Rang drei, hinter den USA und Deutschland. Die Daten seien fehlerhaft, sagte Jeffrey Sonnenfeld. Der Professor der amerikanischen Universität Yale beobachtet seit Kriegsausbruch internationale Unternehmen in Russland.