Bern (awp/sda) - Das zweitkostpieligste Unwetter seit der Jahrtausendwende, eine Privatklinik mit Impfobligatorium für ihr Personal und eine mögliche Abstimmung über künftigen Alkoholverkauf bei der Migros: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:

"NZZ am Sonntag" / "Le Matin Dimanche"

Die Stürme, Überflutungen und Hagelzüge der letzten Wochen haben in der Schweiz Schäden in der Höhe von mehreren hundert Millionen Franken angerichtet, wie die Zeitungen "NZZ am Sonntag" und "Le Matin Dimanche" berichteten. Die 18 Schweizer Gebäudeversicherungen meldeten gemäss der Vereinigung Kantonalen Gebäudeversicherungen (VKG) bislang Schäden im Umfang von mindestens rund 450 Millionen Franken. Demnach dürfte die Schadenssumme aus dem Jahr 2007 übertroffen werden. Damals verzeichneten die Versicherungen die zweitgrösste Schadensbilanz seit der Jahrtausendwende. Einzig beim Jahrhundertunwetter 2005 war die Bilanz verheerender. Die 18 kantonalen Institutionen versichern rund 1,9 Millionen Gebäude im Land, was einem Anteil von 70 Prozent entspricht. Die vermehrten Schäden gehen laut Fachleuten auf immer häufigere und heftigere Wetterereignisse zurück. Hintergrund sei die Erwärmung des Klimas.

"SonntagsZeitung":

Bei Extremhochwasser droht den Atomkraftwerken Beznau AG und Gösgen SO Gefahr durch Erosion. Zu diesem Schluss kommt ein fast 2000-Seiten starker Bericht über "Extremhochwasser an der Aare" der Forschungsanstalt WSL vom Februar, über den die "SonntagsZeitung" berichtete. Demnach würde bei einem extremen Hochwasser, das statistisch alle 100'000 Jahre vorkommt, das Gelände der beiden an der Aare gelegenen AKW über einen Meter tief geflutet. Unter anderem wegen lockeren Untergrunds könnten diese unterspült werden. Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) verlangte nach der Veröffentlichung des Berichts von den Betreibern vertiefte Prüfungen zur drohenden Gefahr vor Hochwasser und Erosion. Man habe ein Verfahren gestartet, bei dem die Betreiber aufgefordert werden, ihre Sicherheitsanalysen auf Basis der jüngsten Studie zu überarbeiten, erklärte ein Ensi-Sprecher der Zeitung. Besonderes Augenmerk liege dabei auf den Ufererosionen.

"NZZ am Sonntag":

Die Direktorin des Bundesamts für Gesundheit (BAG), Anne Lévy, hat sich in einem Interview besorgt geäussert über den Wiederanstieg der Corona-Zahlen. "Wir wussten, dass sie steigen, wenn wir öffnen. Aber wir haben nicht erwartet, dass sie so früh so stark steigen." Die Pandemie sei noch nicht vorbei, die Situation sei schwierig einzuschätzen, sagte Lévy der "NZZ am Sonntag". Zum Grund für den relativ starken Wiederanstieg meinte die 50-jährige Berner Chefbeamtin, die Leute seien generell weniger vorsichtig, seit geimpft werde und es kaum mehr Massnahmen gebe. Derzeit würden sich vor allem jüngere Leute anstecken, erklärte Lévy. Bedrohlich werde es, wenn die Ansteckungen von den Jungen auf Ungeimpfte der älteren Generationen überspringen und somit die Hospitalisationen wieder stark steigen würden. Sollte sich die Lage zuspitzen, wäre laut Lévy eine Ausweitung des Einsatzes der Covid-Zertifikate möglich, etwa auf Besuche in Restaurants. "Das wäre auf jeden Fall besser als erneute Schliessungen", sagte sie.

"SonntagsBlick":

Während Bund und Kantone auf ein Impfobligatorium für das Pflegepersonal verzichten, ist eine Neuenburger Privatklinik vorgeprescht. Sie will nur Leute einstellen, die vollständig gegen das Coronavirus geimpft sind, wie der "SonntagsBlick" berichtete. Das Centre Médical des Cadolles, das im Februar 2022 seine Tore öffnen will, hielt die Impfpflicht in einer schriftlichen Erklärung fest: "Künftige Mitarbeiter müssen ihr Impfzertifikat vorweisen. Andernfalls werden sie nicht angestellt." Die Regel gilt auch für das administrative Personal. Das medizinische Zentrum rekrutiert dem Bericht zufolge derzeit rund fünfzig Mitarbeitende. Geplant ist demnach eine Walk-in-Klinik mit zehn Arztpraxen, einem Radiologieraum, einem Labor, Physiotherapeuten und Zahnärzten. Frankreich, Italien, Grossbritannien und Griechenland etwa haben ein Impfobligatorium für das Pflegepersonal beschlossen.

"NZZ am Sonntag"

Die Dachorganisation der rund 22'000 Offiziere in der Schweiz fordert eine Ausweitung der Dienstpflicht auf Frauen. "Es ist an der Zeit, dass beide Geschlechter im Militär dieselben Rechte und Pflichten haben", sagte der Präsident der Schweizerischen Offiziersgesellschaft (SOG), Stefan Holenstein, der "NZZ am Sonntag". "Wir sind der Überzeugung, dass die Armee nicht länger auf über 50 Prozent des Potenzials der Gesellschaft verzichten kann." Derzeit liegt der Frauenanteil in der Armee bei 0,9 Prozent. Die SOG will mit Zwang, aber auch mit einem Kulturwandel mehr Frauen für das Militär gewinnen. Sie sollen dazu beitragen, das Personalproblem der Armee zu entschärfen. Das Verteidigungsdepartement VBS prüft derzeit vier Dienstpflicht-Varianten. Drei davon sehen eine Dienstpflicht für Frauen vor. Der Genfer Verein "Service Citoyen" will der Zeitung zufolge obendrein am 1. August eine Initiative lancieren, die vorsieht, dass alle Schweizerinnen und Schweizer im Militär oder in einer Milizorganisation einen mehrwöchigen Einsatz leisten müssen.

"NZZ am Sonntag"

Der Personalmangel in den Führerständen der SBB entspannt sich allmählich. Ende dieses Jahres werde ein ausgeglichener Bestand erreicht, sagte ein Sprecher des Bahnunternehmens der "NZZ am Sonntag". "Wir haben derzeit noch keinen Vollbestand, doch es kommen laufend neue Absolventen aus der Ausbildung." 12'800 Bewerbende hätten sich seit Anfang 2020 bei den SBB für die Ausbildung zum Lokomotivführer gemeldet. Von ihnen seien 300 für eine der Ausbildungsklassen berücksichtigt worden. Derzeit seien alle Plätze besetzt, erst ab 2022 würden wieder Bewerber aufgenommen. Vor einem Jahr fehlten den SBB noch mehr als 200 Lokomotivführer, vor Ausbruch der Corona-Pandemie fielen zeitweise regelmässig Züge aus, weil es an Personal mangelte. Ab 2022 erwarten die Bundesbahnen sogar einen Überbestand. Diesen will das Unternehmen nutzen, um unter anderem angehäufte Überzeiten des Personals abzubauen. Für die Personenzüge der SBB fahren rund 2500 Lokführer, im Güterverkehr etwa 1000.

"SonntagsZeitung":

Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) reduziert sein Angebot beim Kulturradio. Einstündige Kultur-Radiosendungen sollen künftig durch halbstündige Podcasts ersetzt werden. Dies zeigt ein internes Konzeptpapier, das der "SonntagsZeitung" vorlag. Die tägliche Hintergrundsendung "Kontext" sowie die einstündige Sendung "52 beste Bücher" sollen von 30-minütigen Podcasts abgelöst werden. Diese werden für Plattformen von Streamingdiensten wie Spotify und den Angeboten von Apple optimiert. Laufen sollen die Podcasts auch im Kulturradio von SRF. Der Sender hatte angekündigt, wegen rückläufiger Werbeeinnahmen bis 2022 insgesamt 16 Millionen Franken zu sparen. Zugleich will SRF ins Digitale investieren, um mehr junges Publikum zu erreichen, das kaum mehr lineares Fernsehen oder Radio konsumiert.

"SonntagsZeitung" / "Le Matin Dimanche":

Beim Grossverteiler Migros sollen die Genossenschafterinnen und Genossenschafter über den möglichen künftigen Verkauf von Alkohol abstimmen. Für die nächste Migros-Delegiertenversammlung Anfang November haben mehrere Delegierte einen Antrag für eine entsprechende Urabstimmung auf die Traktandenliste setzen lassen, wie die "SonntagsZeitung" aus mehreren Quellen erfuhr. Gemäss den Statuten des Grossverteilers dürfen die Migros-Supermärkte keinen Alkohol und Tabak verkaufen. Ausgenommen sind Tochtergesellschaften wie Globus, Denner oder der Onlinedienst. Zur Abstimmung kommen soll demnach eine völlige Streichung, die Aufrechterhaltung oder eine Abänderung des Alkohol-Artikels. Bei der Änderung würde die Migros nur auf den Verkauf von Tabak verzichten. Die Delegierten werden am 6. November darüber entscheiden, ob es zu einer Urabstimmung kommt. Laut Unternehmenskreisen ist es ein grosses Anliegen gewisser Genossenschaftsleiter, neu auch Alkohol verkaufen zu können.

"SonntagsBlick":

Schweizer Grosskonzerne planen nach der Corona-Pandemie weniger Geschäftsflüge. UBS, ABB, Autoneum, Credit Suisse, Lonza, Nestlé, Novartis, Roche, Schindler, Swiss Life und Zurich erklärten dem "SonntagsBlick", dass sie das Ausmass an Geschäftsreisen auch nach Ende der Pandemie tief halten wollen. "Unsere neue Reise-Policy sieht eine signifikante Reduktion von Geschäftsflügen gegenüber dem Niveau von vor der Pandemie vor", sagte eine Sprecherin des Pharmakonzerns Roche. Eine Sprecher des Versicherungskonzerns Zurich erklärte: "Unsere Erfahrung im Jahr 2020 hat gezeigt, dass unsere Mitarbeitenden auch ohne Geschäftsreisen erfolgreich unsere Kunden mit vollständig digitalisierten Dienstleistungen bedienen können." Dazu gehörten etwa die Bereitstellung von Schadensmeldungen per Video, die Verwendung elektronischer Unterschriften und virtuelle Risikobeurteilungen. Die Grosskonzerne sparten während der Pandemie Millionen Franken an Reisekosten. Bei der UBS verringerte sich der Reise- und Repräsentationsaufwand um 209 Millionen US-Dollar.