Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Banken des Euroraums haben ihre Kreditvergabestandards im vierten Quartal deutlich verschärft und wollen das auch im laufenden ersten Quartal tun. Wie aus dem Quartalsbericht der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Kreditvergabe hervorgeht, überstieg der Prozentsatz der Banken mit strengeren Unternehmenskreditstandards den Prozentsatz von Instituten mit lockereren Standards um 26 Punkte. Die Banken selbst hatten einen "Straffungssaldo" von 29 Punkten erwartet. Für das erste Quartal wird eine Straffung gleichen Ausmaßes prognostiziert. Im vierten Quartal hatte der Saldo 19 Punkte betragen.

Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten nahm im vierten Quartal um 11 Punkte ab. Die Banken selbst hatten wegen des steigenden Zinsniveaus eine rückläufige Kreditnachfrage erwartet. Für die nächsten Monate sei mit einer weiter nachlassenden Nettonachfrage nach langfristigen Krediten zu rechnen.

Bei den Standards für Hauskaufkredite ergab sich ein Straffungssaldo von 21 Punkten. Bei den Standards für Konsumentenkredite ergab sich, dass der Prozentsatz der Banken mit strengeren Standard den von Instituten mit lockereren Standards um 17 überstieg. Für das erste Quartal wird in beiden Kategorien eine weitere Straffung erwartet. Die Nachfrage nach Konsum- und Immobilienkrediten schwächte sich sehr stark ab - um 29 und 74 Prozentpunkte.

Kreditstandards umfassen unter anderem Zinsen, Anforderungen an Sicherheiten, Kreditlaufzeiten und Tilgungsraten. Sie sind bankinterne Richtlinien dafür, welche Art von Krediten eine Bank wünschenswert findet, welche sektorspezifischen und geografischen Prioritäten zu beachten sind, welche Sicherheiten als akzeptabel gelten und welche Voraussetzungen (Bilanzsituation, Einkommenslage, Alter oder Beschäftigungsstatus) ein Kreditnehmer erfüllen muss.

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January 31, 2023 04:00 ET (09:00 GMT)