Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht das Risiko, dass mit zunehmender Dauer der Corona-Krise traditionelle Jobs verloren gehen, die derzeit im Zuge von Kurzarbeit und anderen staatlich unterstützen Programmen am Leben gehalten werden. Sie rät dazu, einen längeren Bezug von Kurzarbeitergeld mit Qualifikationsmaßnahmen zu verbinden, um die Differenzen ("mismatch") von vorhandenen und erforderlichen Qualifikationen nicht zu groß werden zu lassen.

Das Ausmaß der ungenutzten Kapazitäten an den Arbeitsmärkten des Euroraums ist nach Einschätzung der EZB größer als dies in den offiziellen Arbeitslosenquoten zum Ausdruck kommt. Darauf deute die immer noch hohe Zahl von Arbeitskräften, die sich in Programmen zur Arbeitsplatzerhaltung (zum Beispiel Kurzarbeit) befinden, und der starke Rückgang der Erwerbsbeteiligung hin, schreibt die EZB in ihrem aktuellen Wirtschaftsbericht.

Je länger aber die Krise dauert und je stärker sich die Struktur der Nachfrage verändert, desto größer wird laut EZB die Zahl jener Arbeitskräfte sein, die sich nach Ende der Unterstützungsmaßnahmen umorientieren müssen. "Der Covid-19-Schock hat auch Automatisierungs- und Digitalisierungsprozesse beschleunigt, und die Qualifikationsanforderungen existierender Jobs könnten zunehmen, was den mismatch am Arbeitsmarkt erhöhen könnte", gibt die EZB zu bedenken.

Deshalb sei zu überlegen, Joberhaltungsprogramme mit Qualifizierungsmaßnahmen zu verbinden, die einen Restrukturierungsprozess unterstützen und die Fertigkeiten der Mitarbeiter erhöhen würden.

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January 06, 2021 04:22 ET (09:22 GMT)