Von Andreas Plecko

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) war sich bei seinen Beratungen am 15. und 16. Dezember darüber einig, dass der jüngste Anstieg der Inflation weitgehend auf vorübergehende Faktoren zurückzuführen ist, die sich im Laufe des Jahres 2022 abschwächen sollten. "Obwohl die mittelfristigen Inflationsaussichten in den von Experten erstellten Projektionen nach oben korrigiert worden waren, dürfte sich die Inflation im Basisszenario immer noch unter dem vom EZB-Rat festgelegten Ziel von 2 Prozent einpendeln", heißt es im Sitzungsprotokoll.

In den Diskussionen wurde aber auch darauf hingewiesen, dass ein Szenario mit einer "höheren Inflation über längere Dauer" nicht ausgeschlossen werden könne. Für 2023 und 2024 liege die Inflation in der Basisprojektion bereits relativ nahe bei 2 Prozent und könnte in Anbetracht des Aufwärtsrisikos für die Projektion leicht über 2 Prozent liegen.

Es wurde als wichtig erachtet, sich die Flexibilität zu bewahren, entschlossen zu handeln, um die Inflationserwartungen in beiden Richtungen verankert zu halten, und damit auch die Glaubwürdigkeit des EZB-Rats zu wahren. Der Rat sollte daher klar kommunizieren, dass er zum Handeln bereit ist, falls sich der Preisdruck als hartnäckiger erweist und die Inflation nicht so schnell unter das Ziel fällt, wie in den Basisprojektionen vorhergesagt, heißt es im Protokoll.

Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass die Einstellung der Nettokäufe im Rahmen des PEPP zum Ende des ersten Quartals 2022 und das Auslaufen der günstigen Zinskonditionen der TLTRO-III-Geschäfte eine geldpolitische Straffung im Jahr 2022 bedeuten würde. Darüber hinaus wurde eine Abweichung vom geldpolitischen Kurs in anderen Ländern, der als weniger akkommodierend als im Euroraum wahrgenommen werden könnte, als durch unterschiedliche wirtschaftliche Bedingungen gerechtfertigt angesehen.

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DJG/apo/smh

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January 20, 2022 08:00 ET (13:00 GMT)