FRANKFURT/AMSTERDAM (awp international) - Die Leitzinsen in der Eurozone könnten nach Einschätzung des Chefs der niederländischen Notenbank, Klaas Knot, Anfang 2023 steigen. Alle Weichen seien gestellt, um die noch ausstehenden Anleihekäufe bis Ende nächsten Jahres zu beenden, sagte Knot, der auch im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) über die Geldpolitik mitbestimmt, der niederländischen Tageszeitung "Trouw". Nach dem Auslaufen der Käufe könnten dann auch die Zinsen steigen.

Auf die Frage, ob die anderen Ratsmitglieder einen ähnlichen Zeitplan im Auge haben, antwortet Knot: "Wir müssen abwarten, aber ich denke schon". Vieles werde davon abhängen, wie sich die Wirtschaft im nächsten Jahr entwickeln wird. Knot gilt als geldpolitischer Falke. Er spricht sich also im Zweifel für eine restriktivere Geldpolitik aus.

Die Inflationsrate in der Eurozone war im November mit 4,9 Prozent auf den höchsten Stand seit der Einführung des Euro gestiegen. Die EZB strebt auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von 2 Prozent an.

Die Ausbreitung der Omikron-Variante des Corona-Virus sollte die Preise laut Knot zunächst wenig beeinflussen. Sollten die Auswirkungen jedoch grösser sein, werde die EZB bereit sein, ihre Politik schneller als derzeit geplant zu ändern. Neue Virusvarianten würden die Probleme eher verschärfen als die Inflation einzudämmen. Die derzeitig starke Anstieg der Verbraucherpreise sei zum Teil auf frühere Lockdowns zurückzuführen./jsl/la/stk