FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf einen spürbaren Anstieg der Inflation in der Eurozone hingewiesen. In den kommenden Monaten werde mit einem deutlichen Anstieg der Teuerung gerechnet, hieß es in dem am Donnerstag veröffentlichten Protokoll der Zinssitzung vom 8. Dezember.

Derzeit liegt die Inflation im Währungsraum weiter unter der Zielmarke der EZB von knapp zwei Prozent. Aber bereits im Dezember zog die Inflationsrate merklich an und stieg auf den höchsten Stand seit über drei Jahren. Sie legte von 0,6 Prozent im November auf 1,1 Prozent im Dezember zu.

Die Notenbanker hatten bei der Zinssitzung im Dezember eine Verlängerung des Kaufprogramms von Anleihen bis zum Ende des Jahres beschlossen. Mit der Maßnahme soll unter anderem die Inflation stärker angeschoben werden. Allerdings legten die Währungshüter auch fest, dass das Volumen des Kaufprogramms ab April von derzeit 80 Milliarden Euro pro Monat auf 60 Milliarden gesenkt wird. Diese Entscheidung ist laut Protokoll "mit sehr breiter Mehrheit" gefällt worden.

Zuletzt hatte es bereits mehrfach Hinweise aus den Reihen der EZB gegeben, dass mit einem stärkeren Anstieg der Verbraucherpreise zu rechnen sei. Als Grund gilt vor allem der jüngste Anstieg der Ölpreise, der die Kosten für Energie im gemeinsamen Währungsraum in die Höhe treibt.

In dem Protokoll wird aber darauf hingewiesen, dass die stärkere Inflation auf sogenannte Basiseffekte bei der Entwicklung der Ölpreise zurückzuführen sei. Bis zum Frühjahr 2016 waren die Ölpreise massiv eingebrochen. Dies verzerrt die Entwicklung der Verbraucherpreise, weil die Entwicklung der Ölpreise in den ersten Monaten des laufenden Jahres für einen ungewöhnlich starken Anstieg der Energiekosten im Jahresvergleich sorgt.

Eine weitere Ursache für einen stärkeren Anstieg der Verbraucherpreise sehen die Währungshüter auch in der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Die jüngste Erholung bei der Zahl der Arbeitslosen könnte dynamischer als bisher gedacht verlaufen, hieß es im Protokoll. Eine bessere Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sorgt in der Regel für höhere Löhne und stützt somit die allgemeine Preisentwicklung.

Gleichzeitig gebe es aber auch Faktoren, die als Bremsklotz für die Preisentwicklung wirken könnten. Die Ratsmitglieder der EZB gehen davon aus, dass politische Unsicherheiten die Wachstumsaussichten in der Eurozone im Verlauf des Jahres bremsen könnten. Außerdem monierten die Währungshüter einmal mehr die schleppende Umsetzung von Strukturreformen in einzelnen Ländern des gemeinsamen Währungsraums./jkr/jsl/stb