LUXEMBURG (awp international) - Die Inflation im Euroraum hat im Dezember deutlich angezogen. Wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch mitteilte, lagen die Verbraucherpreise 1,1 Prozent höher als vor einem Jahr. Das ist nicht nur deutlich mehr als die im November gemessene Inflationsrate von 0,6 Prozent. Darüber hinaus ist dies die höchste Inflationsrate seit September 2013. Zudem liegt der Zuwachs über den Erwartungen von Analysten, die mit einer Rate von 1,0 Prozent gerechnet hatten.

Deutlich teurer als vor einem Jahr war Energie, nachdem diese wichtige Komponente die allgemeine Preisentwicklung lange gedämpft hatte. Weil der Ölpreisverfall von 2015 aber zunehmend aus dem Jahresvergleich fällt, ergibt sich von dieser Seite quasi ein automatischer preistreibender Effekt. Im Dezember war Energie 2,5 Prozent teurer als im Vorjahresmonat. Es war das erste Mal seit langem, dass Energie überhaupt teurer war als binnen Jahresfrist.

Preisauftrieb kam ausserdem von Lebensmitteln und Dienstleistungen, die jeweils 1,2 Prozent teurer waren als ein Jahr zuvor. Industriell gefertigte Waren kosteten dagegen nur 0,3 Prozent mehr. Die Kernteuerung, die schwankungsanfällige Komponenten wie Energie und Lebensmittel ausklammert, erhöhte sich um 0,1 Prozentpunkte auf 0,9 Prozent. Auch dieser Anstieg kam überraschend, Analysten hatten eine unveränderte Rate von 0,8 Prozent erwartet.

Mit dem jüngsten Preisanstieg nähert sich die Inflation der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) zumindest ein Stück weit an. Die EZB strebt für den Euroraum eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent an, die sie seit aber etwa drei Jahren nicht mehr erreicht hat. Dies ist ein Grund, warum die Notenbank ihre Geldpolitik in den vergangenen Jahren stark gelockert hat. Bislang macht die Notenbank keine Anstalten, wegen des etwas stärkeren Preisauftriebs eine Straffung ihrer Geldpolitik zu signalisieren./bgf/jsl/stb