Zürich (awp) - Die Schweizer Exportwirtschaft bleibt auf Erholungskurs. Der von Euler Hermes berechnete Export Forecast für die Schweiz hat im dritten Quartal wie bereits im Quartal davor markant zugelegt. Zuletzt kam die Erholung aber etwas ins Stocken.

Ende Oktober notierte der Exportindikator bei 0,71 Punkten. Damit liege der Wert zwar immer noch unter dem Vorjahresniveau aber wieder über dem langjährigen mittleren Wachstumskurs der Schweizer Exportindustrie, schreibt der Spezialist für Kreditversicherungen am Dienstag.

Der Ausbruch der Coronakrise hatte im Euler Hermes Export Forecast einen massiven Einschnitt zur Folge: Im April fiel der Indikator auf einen Tiefstwert von -2,6 Punkten zurück, ehe er sich bis August auf -0,54 Zähler erholen konnte. Die starke Aufwärtsbewegung hielt den Angaben zufolge bis Ende September an, danach habe sie sich allerdings abgeschwächt.

Konsumentenstimmung sinkt

Im Oktober verzeichnete der Frühindikator gar einen leichten Rücklauf. Vorausgesetzt, die im Oktober beobachtete Trendwende verschärfe sich nicht, deute der Indikator dennoch darauf hin, dass die Exportwirtschaft in den kommenden Monaten überdurchschnittlich wachsen wird, schreibt Euler Hermes.

Für die Trendwende des Forecasts im Oktober ist gemäss Stefan Ruf, CEO Euler Hermes Schweiz, die sich verschlechternde Stimmung bei den Investoren und Konsumenten verantwortlich. Die steigenden Covid-19-Infektionen hätten das Konsumentenvertrauen erneut belastet, was sich direkt auf den ServiceSektor auswirkt. Auch die Volatilität an den Finanzmärkten habe wieder zugenommen, so Ruf weiter.

Die Experten erwarten im laufenden Jahr für die Schweiz einen Exportrückgang von 7 Prozent, während es im kommenden Jahr zu einer starken Gegenbewegung kommen dürfte. Demnach sei 2021 mit einem Exportwachstum von 5,6 Prozent zu rechnen, heisst es. Die Schweizer Wirtschaft werde indessen nach einem Einbruch im laufenden Jahr (-4,7%) im Folgejahr mit 2,6 Prozent wachsen, so die Prognosen.

Belebung im Welthandel

Als Stütze der Exportwirtschaft machen die Experten den Welthandel aus. Dieser habe sich zuletzt positiver entwickelt, als erwartet. Während die Welthandelsorganisation (WTO) im ersten Halbjahr noch von einem Rückgang des globalen Handelsvolumens von über 20 Prozent ausging, wird den Angaben zufolge derzeit mit einem Einbruch von weniger als 10 Prozent gerechnet.

Die Frachtpreise hätten jüngst ein neues Rekordhoch erreicht und der Containerumschlag überträfen sogar das Niveau, welches er vor der Coronakrise erzielte habe. Die dynamische Entwicklung des Welthandels hängt gemäss der Experten von Euler Hermes eng mit der Erholung der Rohstoffmärkte und der Industrie allgemein zusammen.

So habe der globale Einkaufsmanagerindex von J.P. Morgan Ende Oktober ein neues Mehrjahreshoch von 53 Punkten erreicht, heisst es. Weiter hätten sich im August und September die meisten Arbeitsmärkte weltweit erholt, im Oktober sei hingegen keine weitere Verbesserung beobachtet worden.

Der Euler Hermes Export Forecast basiert auf einer Vielzahl von Daten, die im Kontext zur Schweizer Exportindustrie relevant sind. Dabei werden Frühindikatoren der Industrie, des Transports, der Finanz- und Rohstoffmärkte sowie neue Sentiment-Indikatoren berücksichtigt. Rund 100 Komponenten fliessen in das Modell ein.

sig/mk