Fitch stufte die Vereinigten Staaten von AAA auf AA+ herab und begründete dies mit der Verschlechterung der Haushaltslage in den nächsten drei Jahren und den wiederholten Verhandlungen über die Schuldenobergrenze, die die Fähigkeit der Regierung bedrohen, ihre Rechnungen zu bezahlen.
Fitch hatte die Möglichkeit einer Herabstufung zum ersten Mal im Mai angedeutet und diese Position im Juni nach der Lösung der Schuldenobergrenzenkrise beibehalten und erklärt, die Überprüfung im dritten Quartal dieses Jahres abschließen zu wollen.
Mit der Herabstufung ist Fitch nach Standard & Poors die zweite große Ratingagentur, die den Vereinigten Staaten ihr Triple-A-Rating entzieht.
Der Dollar fiel in einer Reihe von Währungen, Aktienfutures gaben nach und Treasury-Futures stiegen nach der Ankündigung. Mehrere Investoren und Analysten sagten jedoch, sie erwarteten, dass sich die Auswirkungen der Herabstufung in Grenzen halten würden.
Der Schritt von Fitch erfolgte zwei Monate, nachdem der demokratische Präsident Joe Biden und das von den Republikanern kontrollierte Repräsentantenhaus eine Einigung über die Schuldenobergrenze erzielt hatten, mit der die 31,4 Billionen Dollar Schuldenobergrenze der Regierung aufgehoben wurde und damit ein monatelanger politischer Kampf beendet wurde.
"Fitch ist der Ansicht, dass sich die Standards der Regierungsführung in den letzten 20 Jahren stetig verschlechtert haben, auch in Bezug auf Steuer- und Schuldenfragen, ungeachtet der im Juni erzielten Einigung zwischen den beiden Parteien, die Schuldengrenze bis Januar 2025 auszusetzen", so die Ratingagentur in einer Erklärung.
US-Finanzministerin Janet Yellen widersprach der Herabstufung durch Fitch in einer Erklärung, die sie als "willkürlich und auf veralteten Daten basierend" bezeichnete.
Das Weiße Haus äußerte sich ähnlich und erklärte, dass es "mit dieser Entscheidung nicht einverstanden ist".
"Es widerspricht der Realität, die Vereinigten Staaten zu einem Zeitpunkt herabzustufen, an dem Präsident Biden die stärkste Erholung aller großen Volkswirtschaften der Welt eingeleitet hat", sagte die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre.
REPUTATIONSDELLE
Analysten sagten, der Schritt zeige, wie sehr die USA durch die wiederholten Runden der kontroversen Debatte über die Schuldenobergrenze, die die Nation im Mai an den Rand der Zahlungsunfähigkeit brachte, geschädigt wurden.
"Dies zeigt im Grunde, dass die Ausgaben der US-Regierung ein Problem sind", sagte Steven Ricchiuto, US-Chefvolkswirt bei Mizuho Securities USA.
Fitch sagte, dass die wiederholten politischen Patt-Situationen und die in letzter Minute gefassten Beschlüsse über die Schuldengrenze das Vertrauen in die Haushaltsführung untergraben haben.
Michael Schulman, Chief Investment Officer bei Running Point Capital Advisors, sagte: "Die USA werden insgesamt als stark angesehen, aber ich denke, es ist ein kleiner Riss in unserer Rüstung."
"Es ist eine Delle im Ruf und Ansehen der USA", sagte Schulman.
Andere äußerten sich überrascht über den Zeitpunkt, auch wenn Fitch auf diese Möglichkeit hingewiesen hatte.
"Ich verstehe nicht, wie sie (Fitch) jetzt schlechtere Informationen haben können als vor der Lösung der Schuldenobergrenzenkrise", sagte Wendy Edelberg, Direktorin des Hamilton-Projekts der Brookings Institution in Washington D.C.
Dennoch sahen die Anleger nur begrenzte langfristige Auswirkungen.
"Ich glaube nicht, dass viele Anleger, insbesondere diejenigen mit einer langfristigen Anlagestrategie, sagen werden, ich sollte Aktien verkaufen, weil Fitch uns von AAA auf AA+ herabgestuft hat", sagte Jason Ware, Chief Investment Officer bei der Albion Financial Group.
Investoren verwenden Kreditratings, um das Risikoprofil von Unternehmen und Regierungen zu bewerten, wenn diese sich auf den Fremdkapitalmärkten finanzieren. Im Allgemeinen gilt: Je niedriger das Rating eines Schuldners, desto höher seine Finanzierungskosten.
"Das war unerwartet und kam aus heiterem Himmel", sagte Keith Lerner, Co-Chief Investment Officer bei Truist Advisory Services in Atlanta. "Was die Auswirkungen auf den Markt betrifft, so ist das im Moment ungewiss. Der Markt ist an einem Punkt angelangt, an dem er etwas anfällig für schlechte Nachrichten ist.
BEGRENZTE AUSWIRKUNG
Bei einer früheren Schuldenobergrenzenkrise im Jahr 2011 senkte Standard & Poor's wenige Tage nach der Einigung über die Schuldenobergrenze das Top-Rating "AAA" um eine Stufe und begründete dies mit der politischen Polarisierung und den unzureichenden Schritten zur Korrektur der Haushaltsaussichten der Nation. Das Rating ist immer noch "AA-plus" - die zweithöchste Bewertung.
Nach dieser Herabstufung stürzten die US-Aktien ab und die Auswirkungen der Herabstufung waren an den globalen Aktienmärkten zu spüren, die zu diesem Zeitpunkt bereits von der Finanzkrise in der Eurozone betroffen waren. Paradoxerweise stiegen die Kurse von US-Treasuries aufgrund einer Flucht in Qualität aus Aktien.
Im Mai hatte die Ratingagentur Fitch ihr "AAA"-Rating für die US-Staatsanleihen auf eine mögliche Herabstufung gesetzt und dabei auf Abwärtsrisiken, einschließlich politischer Willkür und einer wachsenden Schuldenlast, hingewiesen.
In einem Bericht von Moody's Analytics vom Mai hieß es, dass eine Herabstufung der Staatsanleihen eine Kaskade von Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit und Herabstufungen der Schulden vieler anderer Institutionen auslösen würde.
Andere Analysten hatten auf das Risiko hingewiesen, dass eine weitere Herabstufung durch eine große Rating-Agentur Investmentportfolios, die erstklassig bewertete Wertpapiere halten, beeinträchtigen könnte.
Der Analyst von Raymond James, Ed Mills, sagte jedoch am Dienstag, er rechne nicht damit, dass die Märkte nennenswert auf die Nachricht reagieren werden.
"Meines Erachtens wurden nach der Herabstufung durch S&P viele dieser Verträge überarbeitet, so dass sie nun 'Triple-A' oder 'staatlich garantiert' lauten, so dass die staatliche Garantie wichtiger ist als das Fitch-Rating", sagte er.
Andere schlossen sich dieser Ansicht an.
"Insgesamt ist es viel wahrscheinlicher, dass diese Ankündigung abgetan wird, als dass sie sich nachhaltig störend auf die US-Wirtschaft und die Märkte auswirkt", sagte Mohamed El-Erian, Präsident am Queens' College, in einem LinkedIn-Post.
