BERLIN (Dow Jones)--Der Deutsche Städte- und Gemeindebund erwartet Probleme bei dem von der Bundesregierung geplanten massiven Ausbau der Windenergie. Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg sagte im ZDF-Morgenmagazin, dass es in der Bevölkerung Widerstand geben werde, wenn es um den Aufbau von Windanlagen gehe. Die Bundesregierung plant, die Gesamtfläche für die Windkraftanlagen in Deutschland auf 2 Prozent zu vervierfachen.

"Der Bund kann natürlich nicht festlegen, welche Flächen in den Ländern und Kommunen für solche Windenergieanlagen vorgesehen werden. Er braucht letztlich die Zusammenarbeit mit Bund, Ländern und Kommunen. Dazu sind wir bereit", sagte Landsberg. "Aber das Entscheidende ist ja der Widerstand in der Bevölkerung. Die Leute sind alle für alternative Energien, sind alle für Windenergie, aber sie möchten die Anlage nicht sehen und nicht hören. Das ist ausgesprochen schwierig. Auch die Konflikte mit dem Naturschutz sind gewaltig."

Die Umsetzung des Zwei-Prozent-Flächenziel bei der Windenergie sei zudem schwierig, weil die Länder unterschiedliche Prinzipien hätten. Der Bund könne das nicht einfach anordnen. So dürften nur in sechs von 16 Bundesländern Windkraftanlagen im Wald installiert werden. Auch gebe es unterschiedliche Abstandsvorschriften für die Nähe zu bebauten Gebieten. Wenn man die Abstände verkürzen wollte, müssten erst die Länder zustimmen. Auch dann sei mit Widerstand der Bevölkerung zu rechnen. Dies sei eine "ganz schwierige Operation", die man aber eingehen müsste, wenn Deutschland beim Klimaschutz besser werden wolle, sagte Landsberg.

Optimistischer zeigte er sich für den geplanten Ausbau der Solarenergie. Die neue Bundesregierung will Solardächer bei Neubauten verpflichtend machen.

Bundeswirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck (Grüne) will am Vormittag ein Klimaschutz-Sofortprogramm vorstellen. Erste Maßnahmen dazu sollen im April vom Bundeskabinett verabschiedet werden, wie etwa eine Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) mit dem Wegfall der Umlage zur Förderung des Ökostromausbaus ab 2023, hieß es aus dem Ministerium.

Ziel von Habeck ist es, den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung massiv zu erhöhen. Dieser lag im vergangenen Jahr laut Bundesnetzagentur bei 42,8 Prozent nach 48,0 Prozent im Jahr 2020. Die Bundesregierung will den Anteil bis 2030 auf 80 Prozent nahezu verdoppeln.

Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden und bis 2030 die klimaschädlichen Emissionen um 65 Prozent unter das Niveau von 1990 senken.

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January 11, 2022 03:22 ET (08:22 GMT)