BERLIN (Dow Jones)--Bundesklimaminister Robert Habeck (Grüne) hat angesichts der anhaltend hohen Treibhausgasemissionen den Verkehrsbereich als Sorgenkind ausgemacht. Zuvor hatte die Denkfabrik Agora Energiewende mitgeteilt, dass Deutschland nach vorläufigen Berechnungen 2022 trotz eines gesunkenen Energieverbrauchs und eines hohen Anteils der Erneuerbaren seine Ziele zur Senkung der Treibhausgasemissionen um 40 Prozent gegenüber 1990 erneut verfehlt hat. Die Emissionsminderung lag demnach 2022 bei knapp 39 Prozent.

Das Emissionsziel von 756 Millionen Tonnen CO2 wurde laut Agora Energiewende in 2022 um 5 Millionen Tonnen überschritten.

Habeck betonte, dass trotz der Energiekrise durch den russischen Angriffskrieg und der deshalb nötigen zusätzlichen Kohleverstromung dennoch die Gesamtemissionen 2022 gegenüber 2021 leicht gesunken seien.

"Der Grund dafür sind deutliche Energieeinsparungen und der hohe Anteil der erneuerbaren Energie am gesamtdeutschen Energiemix. Das zeigt auch, dass wir den richtigen Kurs eingeschlagen haben. Wir werden ihn beherzt weiterverfolgen", sagte Habeck. Gleichzeitig kritisierte er das FDP-geführte Verkehrsministerium, das bislang noch kein nachgebessertes Konzept zur Reduktion der Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor vorgelegt hat.

"Unser Sorgenkind ist der Verkehrsbereich, in dem die CO2-Emissionen erneut gestiegen sind. Alle bisher vorgesehenen Maßnahmen reichen nicht, um hier die große CO2-Lücke zu schließen. Und anders als beim Gebäudebereich ist es bisher nicht gelungen, eine Perspektive zu entwickeln, die das ändert", sagte Habeck. "Hier besteht dringender Handlungsbedarf."


   Noch deutlich vom Klimaziel 2030 entfernt 

Seit Monaten ist klar, dass die vom Verkehrsministerium vorgelegten Klimaschutzziele für den Verkehrssektor nicht geeignet sind, um die Klimaschutzziele der Bundesregierung bis 2030 einzuhalten. Nachbesserungen aus dem FDP-geführten Haus stehen noch aus. Deutschland soll bis 2030 seinen Treibhausgas-Ausstoß um 65 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 verringern.

Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums betonte, dass Habeck vom Verkehrsministerium erwartet, die Lücke im Verkehrsbereich zu schließen. Hier arbeite die Bundesregierung gemeinsam an der Lösung.

Der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner betonte, dass die Ministerien aktuell die Prüfergebnisse der Experten in das geplante Klimaschutz-Sofortprogramm einfließen lassen würden.

"Wenn wir die Ziele verfehlt haben, müssen wir an der Stelle arbeiten. Das tun wir aber auch", sagte Büchner.

Endgültige Treibhausgasberechnungen für das Jahr 2022 werden vom Umweltbundesamt im März vorgelegt.

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January 04, 2023 08:02 ET (13:02 GMT)