Berlin (Reuters) - Die Wirtschaft hat trotz der anhaltenden Corona-Pandemie mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen.

Die Betriebe von Industrie und Handel, Handwerk und Freien Berufen besiegelten 435.383 Verträge, wie mehrere Verbände am Dienstag mitteilten. Per Ende September seien dies zwei Prozent mehr als vor einem Jahr. Trotz eines großen Ausbildungsangebots von Betrieben und Unternehmen in fast allen Branchen und Regionen gebe es gleichzeitig einen erheblichen Rückgang an jungen Menschen, die sich für eine Lehre interessierten. "Damit sind für das 14. Jahr in Folge mehr unbesetzte Ausbildungsstellen als unvermittelte Bewerberinnen und Bewerber zu erwarten."

Im vergangenen Jahr war die Zahl der bundesweit abgeschlossenen Verträge laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) insgesamt um rund neun Prozent gesunken. Im Corona-Jahr 2020 hatte die Bundesregierung mit einem Schutzschirm von 500 Millionen Euro die betriebliche Ausbildung gestützt. Es gab zunächst eine Ausbildungsprämie von 2000 oder 3000 Euro für Betriebe mit bis zu 249 Beschäftigten, die trotz Kurzarbeit oder Umsatzeinbruch ihre Lehrstellenzahl hielten oder sogar erhöhten. Später wurden die Förderbeträge angehoben.

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger vom BDA erklärte, der aktuelle Trend auf dem Ausbildungsmarkt stimme zuversichtlich. "Die wichtige Botschaft ist jetzt: Es ist noch nicht zu spät, einen Vertrag für das Ausbildungsjahr 2021/2022 abzuschließen." Der Präsident des Bundesverbandes der Freien Berufe (BFB), Friedemann Schmidt, sagte, die Zahlen seien "gerade angesichts des immer stärker spürbaren Fachkräftemangels ein starkes Zeichen und machten Mut.

Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer betonte: "Unsere Betriebe bieten auch jetzt noch Tausende Ausbildungschancen." Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Peter Adrian, appellierte an noch unentschlossene Schulabgänger: "Wir brauchen Euch in den Betrieben."

In Industrie und Handel wurden bis Ende September 2021 fast 260.900 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen - das sind gut 1000 oder 0,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Handwerk gab es ein Plus von 3385 oder 2,7 Prozent auf 127.015 Verträge. Im Bereich der Freien Berufe - also etwa in Praxen, Kanzleien, Büros und Apotheken - kletterte die Zahl der Verträge um knapp zehn Prozent auf 47.504 am stärksten.