--Tarifrunde für 3,9 Millionen Beschäftigte beginnt im Herbst

--Gewerkschaft fordert mehr Investitionen in Zukunftsinvestitionen

--Kommission soll klimaneutralen Umbau der Industrie leiten

(NEU: Aussagen aus der Jahrespressekonferenz)

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die IG Metall macht sich nach den Worten ihrer Chefin Christiane Benner Sorgen wegen der Arbeitsplatzverluste in der deutschen Industrie, scheut aber trotzdem nicht vor Konflikten in der im Herbst anstehenden Tarifrunde zurück. In ihrer Jahrespressekonferenz in Frankfurt forderte Benner Unternehmen zu stärkeren Investitionen in Zukunftstechnologien und zur Gründung einer Transformationskommission auf. "Wir gehen in eine konfliktorientierte Tarifrunde - aber konstruktiv", sagte sie in der Jahrespressekonferenz in Frankfurt. Besonders in wirtschaftlich und politisch unruhigen Zeiten seien Tarifverträge ein Stabilitätsanker für die Demokratie und gäben Sicherheit im Wandel.

Die Arbeitnehmer in Deutschland haben wegen der sehr hohen Inflation starke Reallohnverluste erlitten und werden diese über neue Tarifverträge ausgleichen wollen. Mit Blick auf die weitere Inflationsentwicklung ist von Bedeutung, welches Tempo sie dabei anstreben. Fallen die Lohnanstiege zu hoch aus, könnte das die Verbraucherpreise seinerseits treiben.


IG Metall holt Meinung der Beschäftigten zur Höhe der Lohnforderung ein 

Die im Herbst anstehenden Tarifverhandlungen betreffen 3,9 Millionen Beschäftigte. Die IG Metall wird ihre Beschäftigten ab dem Frühsommer befragen, welche Themen ihnen besonders wichtig sind. Dabei werde es unter anderem um Fragen wie Geld und Arbeitszeit gehen. Auch bezüglich der Höhe der Tarifforderung will die Gewerkschaft die Meinung der Beschäftigten einholen.

Mit Blick auf den derzeitigen Stand der Transformation in Deutschland zeichnete die Erste Vorsitzende ein gemischtes Bild: Einerseits gebe es wichtige industrielle Neuansiedlungen, etwa für Batteriefertigung oder Halbleiterproduktion. "Jetzt geht es darum, dass wir diese Firmen organisieren und eine Tarifbindung herstellen", sagte Benner. Sie erinnerte daran, dass bei diesen Investitionen auch Steuergelder eingesetzt worden seien.


Staat soll 500 Milliarden Euro über zehn Jahre investieren 

Die IG-Metall-Chefin verwies zugleich auf zunehmende Standortschließungen und Verlagerungen, von denen ganze Regionen betroffen seien. "Deindustrialisierung gefährdet den Zusammenhalt im Land und damit auch unsere Demokratie", warnte Benner. "Die Beschäftigten verlangen eine klare Perspektive. Sicherheit im Wandel - das ist der beste Schutz gegen Politikverdrossenheit."

Konkret fordert die IG Metall staatliche Investitionen in Höhe von etwa 500 Milliarden Euro bezogen auf einen Zeitraum von zehn Jahren. Die seien nötig, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zukunftsfest aufzustellen. Aber auch die Einführung eines Brückenstrompreises für energieintensive Industrien bleibt eine Forderung der Gewerkschaft.

Für schnellere Fortschritte beim klimaneutralen Umbau der Industrie fordert die Gewerkschaft eine neue Transformationskommission. Vertreter aus Bundes- und Landesregierungen, Unternehmen, der IG Metall sowie Expertinnen und Experten sollten hier zügig ein konkretes Programm bearbeiten. "Wir brauchen jetzt eine Task Force für Transformation, die bis September konkret aufzeigt: Wie erreichen wir die Klimaziele und stärken gleichzeitig Industrie und Arbeitsplätze in Deutschland?", sagte Jürgen Kerner, Zweiter Vorsitzender der IG Metall.

Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

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January 25, 2024 04:49 ET (09:49 GMT)