Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones)--Das Rezessionsrisiko für Deutschland ist leicht zurückgegangen. Jüngste Daten geben Anlass zur Hoffnung, dass die deutsche Wirtschaft über den Winter nicht in eine Rezession schlittert, wie das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) erklärte. Das Institut warnte allerdings, dass man wegen der Verbreitung der Virusvariante Omikron den aktuell leicht positiven Trend nicht überbewertet werden sollte.

Der IMK-Konjunkturindikator für Deutschland für den Zeitraum von Januar bis Ende März weist eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 38,6 Prozent auf. Die Wahrscheinlichkeit sank damit um 6,6 Prozentpunkte von dem für Dezember 2021 errechneten Wert von 45,2 Prozent, so die Berechnungen des IMK.

Der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator steht wie in den Vormonaten auf "gelbrot". Damit prognostiziert er laut IMK eine "erhöhte konjunkturelle Unsicherheit" für das erste Quartal 2022. Die Rezessionswahrscheinlichkeit liege nun aber etwas deutlicher unter der 50-Prozent-Schwelle. Dies signalisiert "eine Fortsetzung des moderaten Aufschwungs", erklärte das IMK. Die statistische Streuung im Indikator, ein Maß für die Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren, sei jedoch leicht von 20,7 Prozent auf 24,2 Prozent gestiegen.

"Auch wenn die Unsicherheit hoch ist, weckt die aktuelle Datenlage die Hoffnung, dass die deutsche Wirtschaft über das Winterhalbjahr von einer Rezession verschont bleibt", sagte IMK-Experte Thomas Theobald. Zwar dürften Gastronomie, Freizeitwirtschaft und sonstige personennahe Dienstleistungen wieder Umsatzeinbußen zu verzeichnen haben.

Der Anteil an der gesamten Wertschöpfung sei aber deutlich geringer als beim produzierenden Gewerbe. Dieses sei bislang mit deutlich weniger gravierenden Störungen der internationalen Lieferketten konfrontiert als bei vergangenen Infektionswellen. Zudem sei nicht mit nennenswerten Stornierungen des außergewöhnlich hohen Auftragsbestands zu rechnen, so Theobald.

Die geringere Rezessionswahrscheinlichkeit beim IMK-Indikator beruhe stark auf positiven realwirtschaftlichen Größen wie der höheren Zahl offener Stellen, dem zuletzt größeren globalen Containerumschlag und dem gewachsenen Auftragseingang aus dem Ausland für die deutsche Industrie. Allerdings betonte das Institut, dass einige Indikatoren, wie die für den Containerumschlag und die Auslandsaufträge, noch auf Daten aus dem November beruhten, als Omikron international noch relativ wenig verbreitet war. Daher sei die Unsicherheit hoch.

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January 14, 2022 04:09 ET (09:09 GMT)