DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Die deutsche Wirtschaft wird sich nach Einschätzung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) nur langsam von der Corona-Krise erholen. Zwar rechnen die Konjunkturforscher in ihrem am Dienstag veröffentlichten Ausblick auf 2021 selbst bei einer Verlängerung des Shutdowns bis Ende Januar in diesem Jahr noch mit einem Wirtschaftswachstum von "spürbar über 4 Prozent". Doch werde dies nicht ausreichen, um den tiefen Einbruch im Corona-Jahr 2020 vollständig auszugleichen. Das Bruttoinlandsprodukt werde 2021 unter dem Vorkrisenniveau von 2019 bleiben.

Die Ökonomen des IMK der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung warnen davor, in absehbarer Zeit zu kräftig auf die Schuldenbremse zu treten, um die in der Pandemie in die Höhe geschossene Staatsverschuldung abzubauen und plädieren stattdessen für eine aktive Wirtschaftspolitik. Die enormen Investitionen von rund 450 Milliarden Euro bis 2030 für den Ausstieg aus der Energieerzeugung mit fossilen Brennstoffen und für die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft müssten zügig verwirklicht werden.

"Die zur Bekämpfung der Corona-Krise aufgenommene höhere Staatsverschuldung ist kein Hindernis für verstärkte Zukunftsinvestitionen, diese sollten vielmehr absolute Priorität haben gegenüber einer forcierten Rückzahlung der Kredite", betonten die Forscher. Der in der Schuldenbremse vorgesehene Tilgungszeitplan sei zu eng. Er sollte nach ihrer Einschätzung zumindest stark gestreckt werden. Wenn das geschehe, stünden die Chancen gut, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden Jahren aus der höheren Verschuldung herauswachse - so wie es nach der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 gelungen sei. Ausdrücklich empfahl das IMK, wenn nötig die Notfall-Ausnahmen von der Schuldenbremse auch 2022 noch zu nutzen./rea/DP/jha