BERLIN (Dow Jones)--Der Ifo-Ökonom Andreas Peichl hat gemeinsam mit Wissenschaftlern aus ganz Europa nach einem härteren Lockdown zur Bekämpfung des Coronavirus gerufen. "Entschlossenes und koordiniertes europäisches Vorgehen gegen die Pandemie ist wegen der engen grenzüberschreitenden wirtschaftlichen Verflechtung in Europa auch aus ökonomischer Sicht erforderlich", erklärte der Leiter des Ifo-Zentrums für Makroökonomik und Befragungen. Er ist Teil einer Autorengruppe, die im britischen Medizin-Fachjournal "The Lancet" eine rasche Verringerung der Fallzahlen in allen europäischen Ländern fordern und sich damit der No-Covid-Bewegung anschließen.

Zu der 17-köpfigen multinationalen Verfassergruppe unter Leitung der Physikerin Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen gehören auch die Infektiologin Melanie Brinkmann vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum, der Soziologe Armin Nassehi oder der Wiener Gesundheitsökonom Thomas Czypionka. Sie fordern, die Zahl der Ansteckungskontakte zwischen den Menschen zu verringern, zum Beispiel Homeoffice und Online-Unterricht zu verbessern. Auch sollten "kleine, stabile soziale Blasen" und stabile Gruppen zu Hause und am Arbeitsplatz bevorzugt werden gegenüber ständig wechselnden Kontakten.

Dazu müsse der Reiseverkehr innerhalb von Staaten und über die Landesgrenzen hinweg auf das Nötigste verringert werden. Tests und Quarantäne sollten von grenzüberschreitenden Reisenden verlangt werden, Tests 24 Stunden vor der Reise und 7 bis 10 Tage nach der Reise.

Außerdem sollten kostenlose Tests an Schulen und Arbeitsplätzen angeboten werden, um Ausbrüche frühzeitig zu erkennen und Menschen zu schützen. Die Testkapazitäten müssten erhöht werden, um die Nachfrage zu decken. Eine Überwachung des Abwassers müsse genutzt werden, um örtliche Ausbrüche zu erkennen. Schließlich sollten auch mehr Abstriche auf die neuen SARS-CoV-2 Varianten überprüft werden.

Auch müssten der Schutz und die Unterstützung von älteren Menschen und gefährdeten Gruppen verbessert werden. Niedrige Fallzahlen und insbesondere eine niedrige Dunkelziffer verringerten die Risiken der Einschleppung deutlich. Außerdem müssten Impfungen beschleunigt und die Produktion von Impfstoffen erhöht werden. Auch unter Geimpften müssten Ansteckungen überwacht werden, um eine mögliche Neuansteckung mit neuen Varianten so schnell wie möglich zu erkennen.

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January 28, 2021 06:30 ET (11:30 GMT)