Wien (Reuters) - Nach tagelangem Machtkampf über die Zukunft der kriselnden Signa-Gruppe zieht sich der Tiroler Immobilieninvestor Rene Benko nun zurück.

Er übergibt die Führung des von ihm gegründeten österreichischen Immobilien- und Handelsunternehmens Signa Holding an den deutschen Sanierungsexperten Arndt Geiwitz, wie Signa am Mittwoch mitteilte. Zusätzlich übernehme Geiwitz auch den Vorsitz des Gesellschafter-Komitees der Holding. Er soll die Restrukturierung der gesamten Gruppe, zu der neben Prestige-Immobilien wie dem Chrysler Building in New York auch die deutsche Warenhauskette Galeria gehört, organisieren. Die Familie Benko Privatstiftung bleibe allerdings weiterhin größter Gesellschafter.

Laut Benko ist sein Rückzug "die beste Lösung für das Unternehmen, seine Partner, Investoren sowie die Mitarbeiter". "Es gilt nun, Vertrauen wiederherzustellen, dazu will ich meinen Beitrag leisten", sagte Benko. "Das Immobilienportfolio von Signa ist und bleibt einzigartig. Ich bin absolut sicher, dass das Unternehmen eine sehr gute Zukunft haben kann."

Signa steht so wie viele Immobilien-Unternehmen wegen der hohen Baukosten und der rasant gestiegenen Zinsen unter Druck. Die Sporthandelstochter Signa Sports United (SSU) musste jüngst Insolvenz anmelden. Signa hatte ihr zuvor eine Kapitalspritze verweigert. Zu Benkos weit verzweigtem Signa-Reich gehört neben zahlreichen Immobilien unter anderem auch die Warenhauskette Galeria. Die US-Ratingagentur Fitch stufte zudem kürzlich eine Signa-Tochter auf "hochriskant" herab und warnte vor Ansteckungsrisiken für weitere Teile der Gruppe. Bei großen Bauprojekten, wie etwa dem Elbtower in Hamburg, liegen derzeit die Bauarbeiten auf Eis. Durch den Wechsel an der Spitze der Gruppe habe sich die wirtschaftliche Faktenlage nicht geändert, mahnte ein Insider.

Bei den Signa-Investoren, darunter der frühere Chef und Gründer des österreichischen Baukonzerns Strabag, Hans Peter Haselsteiner, Fressnapf-Gründer Torsten Toeller sowie Lindt&Sprüngli-Verwaltungspräsident Ernst Tanner, dürfte der 46-jährige Benko zuletzt in Ungnade gefallen sein. Haselsteiner sagte zum ORF-Radio in der Vorwoche, dass die Gesellschafter Benko gebeten hatten, Geiwitz als Generalbevollmächtigten einzusetzen. Insider zufolge wollte Benko aber nicht sofort weichen und stellte Bedingungen. Tagelang wurde über die Zukunft der Gruppe verhandelt, wobei weiterhin unklar ist, wie viel Kapital nötig ist, um das Unternehmen zu stabilisieren. Da Signa nicht börsennotiert ist, liegen keine detaillierten, aktuellen Bilanzen vor.

Nach Aussage von Geiwitz braucht Signa jetzt Ruhe und Ordnung. "Wir werden diese wichtigen Aufgaben mit Bedacht und Vernunft angehen. Es gilt, langfristige Lösungen zu finden", sagte der Sanierungsexperte, der sich bei den Insolvenzverfahren von Galeria und der Drogeriekette Schlecker einen Namen gemacht hatte. Es sei jetzt geboten eine umfassende Konsolidierung für das Unternehmen einzuleiten. Er fordere daher alle Beteiligten auf, sich diesem Prozess anzuschließen. Zur Unterstützung seien zudem weitere führende Berater engagiert worden, um eine Überprüfung aller Geschäftsbereiche vorzunehmen. Dabei sollen Maßnahmen sowie ein ganzheitliches Konzept für die Gruppe erarbeitet werden, hieß es. Die Qualität des Portfolios bezeichnete Geiwitz als "hervorragend". "Die Entwicklungsperspektive der Development-Projekte, die in den Toplagen der deutschsprachigen Metropolen liegen, ist sehr gut".

Die Gewerkschaft Verdi forderte Geiwitz zu einem Bekenntnis zum Warenhausriesen Galeria mit seinen rund 12.500 Beschäftigten auf. "Wir erwarten vom Sanierer Geiwitz, dass er jetzt schnellstmöglich Klarheit schafft, welche Perspektiven die Beschäftigten haben und wie groß die möglichen Auswirkungen der von ihm angekündigten, umfassenden Konsolidierung der Signa-Gruppe (..) sein werden", sagte eine Verdi-Sprecherin der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung".

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, Tom Sims und Matthias Inverardi, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)