Istanbul (Reuters) - Die Inflation in der Türkei ist im Juni stärker als erwartet zurückgegangen, bleibt jedoch sehr hoch.

Die Verbraucherpreise stiegen um 38,21 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat und damit langsamer als im Mai mit 39,59 Prozent, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Daten des Statistikamts hervorgeht. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 39,47 Prozent gerechnet. Das von der Zentralbank angestrebte Inflationsziel von fünf Prozent bleibt allerdings in weiter Ferne. Zu den größten Preistreibern gehören Lebensmittel und alkoholfreie Getränke, die fast 54 Prozent mehr kosteten als im Juni 2022.

Die Zentralbank hat im vergangenen Monat wegen der stark steigenden Preise unter ihre neuen Chefin Hafize Gaye Erkan eine Trendwende in der Geldpolitik eingeleitet. Der Leitzins wurde von 8,5 auf 15,0 Prozent heraufgesetzt, während zugleich weitere Erhöhungen signalisiert wurden. Ökonomen hatten allerdings mit einem deutlichen Schritt auf 21,0 Prozent gerechnet.

Erschwert wird der Kampf gegen die Inflation durch die Abwertung der Lira. Das Kurs der Landeswährung fiel in dieser Woche auf ein neues Rekordtief zum Dollar. Allein in diesem Jahr hat die Lira mehr als 30 Prozent zum Dollar abgewertet, nach 44 Prozent 2021 und 30 Prozent 2022. Das rohstoffarme Land muss viele Waren aus dem Ausland beziehen, die in Devisen bezahlt werden müssen.

Trotz der anhaltend hohen Inflation und einer schwächelnden Wirtschaft hat Staatschef Recep Tayyip Erdogan im Mai die Stichwahl um das Präsidentenamt gewonnen. Er hat sich wiederholt als Zinsfeind bezeichnet, da er mit billigem Geld die heimische Wirtschaft ankurbeln will. Erdogan hatte nach seiner Wiederwahl vor wenigen Wochen jedoch eine Wende seiner umstrittenen Politik signalisiert.

(Bericht von Canan Sevgili und Oben Mumcuoglu, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)