Eine Auswahl an Kommentaren aus Tageszeitungen zu wichtigen Themen des Tages.

IMPFSTRATEGIE

Stuttgarter Nachrichten: "Der Fall Astrazeneca ist ein Skandal. Das Impfstoffdesaster ist aber das Desaster eines unverantwortlich handelnden Unternehmens, die EU muss es nur ausbaden. Den Stab über die EU-Impfstrategie zu brechen ist fehl am Platze. Aus medizinischer Sicht müssen die Bürger wenig Sorgen haben. Es werden in den nächsten Monate genug Impfstoffdosen für alle Europäer vorhanden sein. (...) Es ist wie so häufig: Deutsche Politiker sind stolz auf die Dinge, die laufen, und machen Brüssel für alles verantwortlich, was schiefgeht. Mit dieser Aufgabenteilung sollte endlich Schluss sein. Spätestens in einigen Monaten wird klar sein: Die Operation Impfen muss als einer der ganz großen Erfolge in der Geschichte der EU gelten."

Mitteldeutsche Zeitung: "Wenn das Schlimmste in der Pandemie überstanden ist, wird man die Fehler dieser Wochen aufarbeiten müssen. Und man wird viele Versäumnisse finden. Eine ehrliche Bilanz ist notwendig, um politische Verantwortung zu verdeutlichen und um für die Zukunft zu lernen. Wahlloses verbales aufeinander Einschlagen hilft in der aktuellen Lage allerdings nicht weiter. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger sind angesichts des vielen Lärms um wenig Impfstoff zutiefst verunsichert. Wenn bei den Menschen die Botschaft hängen bleibt, sie bekämen möglicherweise keine Impfung mehr und dass gar nichts funktioniere, dann läuft in der Kommunikation mehr schief als in der Realität. Daran kann keine Landesregierung Interesse haben - auch nicht in einem Superwahljahr."

Kölner Stadt-Anzeiger: "Immer mehr Bürgerinnen und Bürger sind angesichts des vielen Lärms um wenig Impfstoff zutiefst verunsichert. Wenn bei den Menschen die Botschaft hängen bleibt, sie bekämen möglicherweise keine Impfung mehr und dass gar nichts funktioniere, dann läuft in der Kommunikation mehr schief als in der Realität. Daran kann keine Landesregierung Interesse haben - auch nicht in einem Superwahljahr."

Stuttgarter Zeitung: "Deutsche Politiker sind häufig stolz auf die Dinge, die laufen, und machen Brüssel für alles verantwortlich, was schiefgeht. Mit dieser Aufgabenteilung sollte endlich Schluss sein. In einigen Monaten wird klar sein: Die Operation Impfen muss als einer der ganz großen Erfolge in der Geschichte der EU gelten."

CORONA-HILFEN

Mitteldeutsche Zeitung: "Sicher, auch in der Corona-Pandemie muss der Staat verantwortungsvoll mit Steuergeldern umgehen. Doch was spricht dagegen, den Unternehmen zunächst großzügige Abschlagszahlungen zu gewähren, die später genau nachgerechnet werden? Nichts. Gar nichts. Viele Händler, die seit Mitte Dezember fast keine Umsätze erzielen, benötigen jetzt die Hilfsgelder. Es geht um die nackte Existenz. Raus mit der Bazooka, bevor es zu spät ist."

ASTRAZENECA

Frankfurter Rundschau: "Geradezu abstoßend wirkt das unwürdige Gezerre mit der EU. Die Politik mag unprofessionell agiert, zu wenig und falsch bestellt haben. Aber Astrazeneca gibt ein Bild ab, das alle Negativklischees bedient und dazu angetan ist, jene zu bestärken, die der Pharmaindustrie grundsätzlich misstrauen. Dieser Eindruck reiht sich ein in eine Serie von - diplomatisch formuliert - suboptimal gehandhabten Geschehnissen, die bereits die klinischen Studienphasen des Impfstoffs begleitet haben."

Frankfurter Allgemeine Zeitung: "Die rhetorische Eskalation verrät, was auf dem Spiel steht: Es geht sprichwörtlich um Leben und Tod; um Vertrauen in staatliche und europäische Akteure; um Vertrauen in die Sicherheit der Impfstoffe. Das sollten alle bedenken, die sich jetzt, offenbar kenntnislos, mit heftigen Vorwürfen zu Wort melden oder die allen Ernstes von Impfstoffkrieg reden. Und in London sollten diejenigen, die sich über einen (angeblichen) europäischen Impfnationalismus empören, vielleicht in die eigenen Verträge mit Astra-Zeneca blicken. Wäre interessant zu erfahren, ob da Vorzugslieferungen vereinbart wurden. Wenn es eine Moral gibt, dann die: Alle müssen fairen Zugang zu den Impfstoffen haben, ob sie in England, Hessen oder sonst wo leben."

REISEBESCHRÄNKUNGEN

Allgemeine Zeitung Mainz: "Mit Blick auf den heimischen Lockdown sind in der aktuellen Situation Reisen in die betroffenen Virusvariantengebiete kaum noch zu rechtfertigen. Gut, dass die Bundesregierung hier jetzt relativ zügig mit Maßnahmen reagiert, die die Ausbreitung der Virusmutanten stoppen sollen. Wenn jetzt auch noch an den Flughäfen auf die Einhaltung der Einreisebestimmungen geachtet und verstärkt kontrolliert wird, umso besser! Vielleicht kann so verhindert werden, dass die Beschränkungen auf weitere Länder ausgeweitet werden. Denn Mutationen, die sich gegenüber dem Wildtyp durchsetzen und andere Virusvarianten verdrängt haben, haben die Tendenz, sich auch geografisch auszubreiten und die Vorherrschaft zu erringen."

Süddeutsche Zeitung: "Kurzfristig müssen die Regierenden in Bund und Ländern endlich entschlossen handeln. Kein Taktieren mehr, kein Abwarten und auf den anderen Schielen! Angesichts der Mutationen, der neuen Gefahren wird es jetzt keinen anderen Weg geben, als die Zahlen einmal komplett runterzubringen (und gleichzeitig dann die Grenzen stärker zu kontrollieren). Die dafür nötigen Maßnahmen müssen nicht einmal so rabiat sein, wie es klingt. Man könnte beispielsweise, wie das manche Wissenschaftler längst fordern, das Prinzip der Einheitlichkeit zugunsten von mehr Wettbewerb aufgeben. Statt immer wieder über Verschärfungen oder Verlängerungen des Lockdowns für alle zu feilschen, könnte sich die Politik durchringen, Regionen einzeln zu betrachten. Dort, wo die Inzidenzwerte niedrig genug sind, dort gibt es wieder mehr Freiheiten. Dann hätten die Bürger sehr konkret einen Anreiz, selbst mitzumachen."

Augsburger Allgemeine: "Auch nach zehn Monaten stehen mehr als 80 Prozent hinter der Corona-Politik. Allerdings sollte man auch auf deren Folgen für die Demokratie achten. Grundrechte einzuschränken, das muss der letzte Schritt sein, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. Denn es geht dabei an das Fundament unseres Zusammenlebens. Dass das im Augenblick erheblich gestört ist, spürt jeder schmerzhaft. Abends nach neun Uhr vor die Haustür gehen oder mehr als einen Besucher zu Hause empfangen, ahndet der Staat mit Bußgeldern."

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January 29, 2021 14:23 ET (19:23 GMT)