Geschäftsklima-Umfrage: Geschäftsaussichten positiv -
Ungleichbehandlung und Lokalisierungsdruck fordern deutsche
Unternehmen in China heraus
Beijing/Guangzhou/Shanghai (ots) -

- "Self-Reliance"-Tendenzen beeinflussen Wettbewerbsgleichheit: Vor dem
  Hintergrund einer politischen Fokussierung der chinesischen Wirtschaft auf
  sich selbst, ist die Vorzugsbehandlung lokaler Unternehmen zur größten
  regulatorischen Herausforderung für die deutsche Wirtschaft in China geworden.
  Ein Drittel (34%) der deutschen Unternehmen berichtet von nachteiliger
  Behandlung.
- Deutsche Unternehmen bauen auf den Wachstumsmotor China: 2021 konnten fast 60%
  der Unternehmen in China bessere Geschäfte verzeichnen und für 2022 erwarten
  über die Hälfte der Unternehmen eine Verbesserung der Entwicklung in ihrer
  Industrie in China. Während sich die Umsätze robust entwickeln, drücken
  steigende Rohstoff- und Energiepreise auf die Ergebnissituation.
- Lokalisierung als Reaktion: 33% der Firmen lokalisieren zunehmend technisches
  und betriebliches Know-how in China als Reaktion auf die Anforderung des
  Marktes, steigende Entkopplungstendenzen sowie anhaltende Reiserestriktionen.
  Nur 17% planen keine Lokalisierung ihrer Forschung & Entwicklung in China.

Die Deutsche Handelskammer in China in Kooperation mit der KPMG AG
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft haben heute die Ergebnisse der jährlichen
Geschäftsklima-Umfrage " Business Confidence Survey " vorgestellt. Die Resultate
zeigen: Das Vertrauen in den Wachstumsmarkt China besteht fort. Die
Vorzugsbehandlung heimischer Wettbewerber vor dem Hintergrund einer politischen
Fokussierung der chinesischen Wirtschaft auf sich selbst, ist zur größten
Herausforderung aufgestiegen. Als Reaktion auf die Anforderung des Marktes,
zunehmende Entkopplungstendenzen sowie weiter anhaltende Reiserestriktionen
lokalisieren deutsche Unternehmen zunehmend in China.

"Self-Reliance"-Tendenzen beeinflussen Wettbewerbsgleichheit

"Die deutschen Unternehmen in China schauen recht optimistisch ins neue Jahr,
ihr Engagement im Markt bleibt unerschüttert. Jedoch scheinen
wirtschaftspolitische Tendenzen zur "Self-Reliance" Spuren hinterlassen zu
haben: Fehlende Gleichbehandlung ist zur größten regulatorischen Herausforderung
für die deutsche Wirtschaft in China geworden", erläutert Clas Neumann ,
Präsident der Deutschen Handelskammer in China - Shanghai. Damit steigt diese
Herausforderung im Ranking der Studie von Platz 6 auf Platz 1 im Vergleich zum
Vorjahr. Laut Umfrage berichten ein Drittel (34%) der deutschen Unternehmen von
einer Bevorzugung lokaler Unternehmen, vor allem in den Bereichen Marktzugang,
öffentliches Beschaffungswesen und regulatorisches Umfeld. 42 % der Unternehmen,
die sich an öffentlichen Beschaffungsverfahren beteiligen, waren von der
Bevorzugung chinesischer Wettbewerber betroffen. Diese Firmen berichten u.a. von
fehlender Transparenz, "buy-local"-Praktiken und einer Vorzugsbehandlung für
Staatsunternehmen. "Für ein zukunftsfestes Engagement im chinesischen Markt
benötigt die deutsche Wirtschaft in China ein Zeichen, dass Gleichberechtigung
Teil des Wirtschaftssystems ist. Auch das Hinarbeiten auf die Zeichnung des
Übereinkommens über das öffentliche Beschaffungswesen der
Welthandelsorganisation wäre ein wichtiger Schritt", so Neumann weiter.

Des Weiteren gehören Reiserestriktionen zu den größten operativen
Herausforderungen (42%) für deutsche Unternehmen in China. Die strengen
Einreisebestimmungen stellen für deutsche Unternehmen eine kaum zumutbare Hürde
im Geschäft mit China dar. Sie beeinträchtigen laut Umfrage das gegenseitige
Verständnis (72 %), verhindern ausländische Investitionen (56 %) und
letztendlich auch das Wachstum des Landes (45 %).

Vertrauen in den Markt bleibt beständig

Deutschen Unternehmen in China blicken positiv auf das laufende Jahr: 2021
konnten fast 60% der Unternehmen in China bessere Geschäfte verzeichnen und für
2022 erwarten über die Hälfte der Unternehmen eine Verbesserung der Entwicklung
in ihrer Industrie in China. "Der chinesische Markt bleibt für deutsche
Unternehmen einer der wichtigsten globalen Märkte: 71% der Unternehmen wollen
ihre Investitionen dort steigern. Nur 4% denken überhaupt darüber nach, das Land
zu verlassen. Es zeichnet sich jedoch ein neuer Realismus hinsichtlich der
Geschäftschancen in China ab. Dieser löst den bisherigen Enthusiasmus ab", sagt
Andreas Glunz, Bereichsvorstand International Business der KPMG AG
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft . So sehen nur noch 51% der Unternehmen das
Wachstum des Binnenkonsums als die größte Chance für ihr Geschäft in China.
Im
Vorjahr glaubten das noch 73% der Unternehmen.

Nichtsdestotrotz planen nahezu unverändert viele befragten Firmen wie im Vorjahr
weitere Investitionen in China. Der Schwerpunkt liegt dabei auf neuen
Produktionsanlagen (49%), dem Ausbau von Forschung und Entwicklung (47%) sowie
die Automatisierung und Weiterentwicklung von Produktionsprozessen (37%).
Unternehmen, die mit Dekarbonisierungstechnologien, -produkten und
-dienstleistungen im Markt aktiv sind, könnten besonders von Chinas
ambitionierten Plänen profitieren: Rund die Hälfte (49%) der Befragten
betrachten Chinas Ziel, bis 2060 klimaneutral zu sein, als Geschäftsmöglichkeit.

Lokalisierung 2.0 - Unternehmen getrieben von Geschäftsmöglichkeiten und
Zwängen

Die Lokalisierung der Geschäftstätigkeit deutscher Unternehmen in China hat sich
in den letzten zehn Jahren beschleunigt. Die erste Welle der Lokalisierung wurde
hauptsächlich durch regulatorische Zwänge vorangetrieben - wie die
Verpflichtung, ein Joint Venture mit einem chinesischen Partner zu gründen. Die
zweite Welle - die "Lokalisierung 2.0" - wird jedoch vielmehr durch verändertes
Kundenverhalten, Markterwartungen, Innovationsgeschwindigkeit und generelle
Entkopplungstendenzen forciert. Deutsche Unternehmen in China steuern dem durch
eine zunehmende Zusammenarbeit mit lokalen Partnern sowie der Lokalisierung der
Beschaffung und der Forschung & Entwicklung entgegen. Die anhaltenden
Reisebeschränkungen beschleunigen zudem die Lokalisierung: Rund ein Drittel
(33%) der deutschen Unternehmen lokalisieren technisches und betriebliches
Know-how in China.

Vor dem Hintergrund der genannten Entwicklungen, Chancen und Herausforderungen
postuliert die deutsche Wirtschaft in China im Rahmen der Umfrage ihre
Erwartungen an eine China-Strategie der neuen deutschen Bundesregierung: "Aus
Sicht der deutschen Unternehmen sollte sich die neue Bundesregierung weiterhin
für eine Verbesserung der Wettbewerbsbedingungen und eine Lockerung der
Reisebeschränkungen einsetzen. Gleichzeitig sollte sie den Dialog fortsetzen und
eine Justierung der deutsch-chinesischen Wirtschaftskooperation in verschiedenen
Bereichen anstreben", fasst Neumann zusammen.

Über die Studie

Zwischen dem 14. Oktober und 3. November 2021 haben insgesamt 596
Mitgliedsunternehmen der Deutschen Handelskammer in China an der jährlichen
Geschäftsklima-Umfrage teilgenommen. Mehr Informationen zu den aktuellen
Ergebnissen sowie Resultate aus den vergangenen Befragungen finden Sie hier: htt
ps://china.ahk.de/market-info/economic-data-surveys/business-confidence-survey .

Über die Deutsche Handelskammer in China

Die Deutsche Handelskammer in China ist mit mehr als 2.300 Unternehmen die
offizielle Mitgliederorganisation deutscher Firmen in China. Mit aktuellen
Marktinformationen und praxisorientierten Wirtschaftsauskünften hilft sie ihren
Mitgliedern in China, erfolgreich ihre Geschäfte zu betreiben. Die Kammer bietet
der deutsch-chinesischen Business Community eine Plattform und vertritt die
Interessen ihrer Mitglieder gegenüber Stakeholdern wie der Politik und der
Öffentlichkeit.

Über KPMG

KPMG ist eine Organisation unabhängiger Mitgliedsfirmen mit rund 227.000
Mitarbeitern in 146 Ländern. Die KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in
Deutschland gehört zu den führenden Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsunternehmen und ist mit rund 12.500 Mitarbeitern an 26 Standorten
präsent.

Pressekontakt:

AHK
Lisa Fischbach
mailto:fischbach.lisa@china.ahk.de
Tel: +86-10-6539-6670
Olivia Helvadjian
mailto:helvadjian.olivia@china.ahk.de
Tel: +86-21-3858-5037

KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Jörg Allgäuer
mailto:jallgaeuer@kpmg.com
Tel: +49-89-9282-4089
Thomas Blees
mailto:tblees@kpmg.com
Tel: +49 030 2068 1408

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/33170/5124241
OTS:               KPMG AG